Den eigenen Weg finden...

In den nächsten Wochen endet für rund 1,1 Millionen österreichische Schülerinnen und Schüler – und deren Eltern – wieder ein Schuljahr, nicht für alle glücklich.

Gedanken für den Tag 28.6.2016 zum Nachhören:

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Manche haben den Leistungsdruck nur mit Mühe ertragen, manche gar nicht – und haben verweigert oder vermeintlich versagt. Nicht selten liest und hört man in diesen Zeiten die Abgesänge an „die heutige Jugend“, die keine Ziele mehr hätte, die keine Wege mehr suche und so weiter.

Niki Glattauer
ist Lehrer, Autor und Kolumnist beim „Kurier“

... oder doch nur einen Platz?

Der italienische Schriftsteller Alessandro Baricco hat vor Jahren einen Roman über ein ziemlich schräges, hochbegabtes Kind geschrieben. „City“ heißt dieses großartige Buch. In einer Passage lässt Baricco das Kindermädchen des kleinen Genies über „Ziele und Wege“ sinnieren. Ich zitiere: „Es wäre alles viel einfacher, wenn einem nicht eingeschärft worden wäre, dass man etwas erreichen müsse. Wenn einem doch bloß beigebracht worden wäre, glücklich zu sein, ohne sich zu rühren. All dieses Zeug über den eigenen Weg. Den eigenen Weg zu finden. Den eigenen Weg zu gehen. Vielleicht sind wir ja dafür bestimmt, auf einem Platz oder in einem Park zu leben und dort unbeweglich unser Dasein vorüberziehen zu lassen, vielleicht sind wir sogar eine Straßenkreuzung, und die Welt ist darauf angewiesen, dass wir uns nicht rühren. Es wäre doch eine Katstrophe, wenn wir uns alle auf einmal aufmachen wollten, um unseren Weg zu gehen…

In „City“ hört das hochbegabte Kind, ein Bub, der als 10-Jähriger bereits Uni-Vorlesungen besucht, eines Tages auf zu gehen. Es findet sein Glück auf einem Platz, auf dem es in Wahrheit immer schon gestanden ist… aber mehr sei hier nicht verraten.

Musik:

The Yellowjackets: „My old school“ von Russell Ferrante und Jimmy Haslip
Label: GRP 96892

Buchtipps:

  • Alessandro Baricco, „City“, dtv Taschenbuch
  • Niki Glattauer, „Best of Schule - zum Weinen lustig, zum Lachen traurig“, Verlag Kremayr & Scheriau (ab 9/2016)
  • Niki Glattauer, „Flucht“, Verlag Tyrolia (ab 10/2016)
  • Niki Glattauer, „Mitteilungsheft: Leider hat Lukas...“, Goldmann Verlag
  • Niki Glattauer, „Der engagierte Lehrer und seine Feinde. Zur Lage an Österreichs Schulen“, Haymon Verlag
  • Niki Glattauer, „Die PISA-Lüge: Wie unsere Schule wirklich besser wird“, Verlag Ueberreuter