Leere statt Reizüberflutung

Wo vor kurzem noch Chaos war, ist plötzlich alles leer … das geht oft mit Unsicherheit einher. Plötzlich sieht man sch vor die Frage gestellt, wie man diese Lücke füllen könnte. Und das kann sehr wohltuend, ja sogar notwendig sein, sagt Christian Kopf.

Morgengedanken 11.7.2016 zum Nachhören:

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Ungewohnt leer – wo vor wenigen Tagen noch alles seinen Platz hatte, einiges herumlag und ein gewisses Chaos herrschte, ist es leer geworden. Wo Fülle war, ist Leere. In der Kunst spricht man von Reduktion. Reduktion will der Konzentration auf das Wesentliche Raum öffnen.

Wege für Neues eröffnen

Ob persönliches oder gesellschaftliches Leben - in einer Welt, die von einer großen Fülle von Angeboten und Möglichkeiten bestimmt wird, sind Reduktion und Leere ambivalente Phänomene. Sie werden als Bedrohung erlebt und sind daher nicht gewünscht.
Andererseits ist Leerwerden der Weg, der Neues möglich werden lässt: Sich reduzieren, sich beschränken auf das, was zu tun ist.

Christian Kopf

ist Leiter des römisch-katholischen Bildungshauses Batschuns in Vorarlberg

Leer werden und diese Leere aushalten - dies fordert Kraft und eine bewusste Entscheidung.
Ich würde mir wünschen, dass Menschen – allein und mit anderen zusammen - Räume öffnen, um in achtsamer Stille nachzudenken, was „gutes Leben“ ist, wofür es sich „zu leben und zu sterben“ lohnt.
Als Gegengewicht zu Lärm, Konsum und medialer Reizüberflutung führt Leerwerden zu Klarheit und Sammlung. Einfache Lösungen sind nicht zu erwarten. Nur die Anstrengung der Reduktion und des Leerwerdens kann den Weg weisen.

„Nur wer sich ganz leer macht, kann vom Geist Gottes erfüllt werden“, schrieb Johannes Tauler, ein Schüler von Meister Eckhart im 14. Jahrhundert.