Grenzen der Machbarkeit

„Immer, immer wieder geht die Sonne auf“: Auch Udo Jürgens hat dieses Wunder besungen! Und es gibt die Empfehlung, wach zu sein, wenn sie Sonne aufgeht. Wie das zu verstehen ist, überlegt Christian Kopf.

Morgengedanken 12.7.2016 zum Nachhören:

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Ein Mann kommt zu einem Rabbi mit der Frage: „Kann ich selbst irgendetwas tun, um erleuchtet zu werden?“ Der weise Rabbi antwortet ihm: „Genau so wenig wie du dazu beitragen kannst, dass die Sonne morgens aufgeht.“ „Aber“, so der junge Mann, „was nützen dann all meine Gebete und guten Taten, die geistigen Übungen und mein ganzes Engagement?“ Darauf der Rabbi: „Das alles hilft dir, wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht.“

Wert der Bemühung

Der Machbarkeit sind Grenzen gesetzt. Das kennen wir in vielerlei Hinsicht. Das Erlebnis der begrenzten Möglichkeiten kann leicht zur Ohnmacht führen.

Trotz dem Wissen um die Grenzen des Machenkönnens trifft uns die konkrete Erfahrung immer wieder und hinterlässt Spuren. Rückzug in eine isolierte Innerlichkeit, in eine vertröstende Spiritualität, unkontrollierte Aggressivität oder krankmachende Resignation sind nicht selten.

Christian Kopf

ist Leiter des römisch-katholischen Bildungshauses Batschuns in Vorarlberg

Besonders dann, wenn Ziele uns wichtig erscheinen und die Anstrengung groß ist, wirkt die Erfolglosigkeit persönlichen Bemühens doppelt kränkend: Alles Mühen scheint umsonst.
Wesentliches in unserem Leben liegt nicht in unseren Händen, es ist Geschenk.
Dennoch anerkennt der Rabbi den Wert unserer Bemühungen: Alles was wir tun, kann uns helfen, wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht - das gilt es täglich einzuüben!