„Kindermund tut Wahrheit kund“

Männer tanzen angeblich nicht gern – so will es ein weit verbreitetes Vorurteil. Manche tun es gern, obwohl sie es nach eigenem Bekunden gar nicht können...

Morgengedanken 17.7.2016 zum Nachhören:

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Mindestens einmal im Jahr komme ich in Bewegung. Da gibt es kein Stillsitzen und kein Couchsurfen mehr. Einmal im Jahr will ich singen, will ich lachen und das „gibt`s net“ schreien. Weil da kapier ich wieder, worum sich im Leben alles dreht. Es ist Tanzfestivalzeit. Impulstanz Vienna kommt nach Wien und nicht dass Sie glauben, ich mach da mit und bin der große Fred Astaire oder die Pina Bausch. Es gibt halt Dinge, die tu ich gern, kann ich aber nicht wirklich.

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

Fallen und aufstehen

Singen und Tanzen gehören in diese Kategorie. Ukulele spielen leider auch. Woher ich das weiß? Kindermund tut Wahrheit kund. Und meine drei Töchter sind sich darin einig. Tanzen und Singen und Ukulele spielen kann der Papa sicher nicht. Die dreijährige Penny hält mir beim Singen den Mund zu. Die fünfjährige Ronja tritt mir auf die Füße und ans Schienbein. Und die siebenjährige Ruth hält sich die Ohren zu und meint mit diesem peinlich-berührten Blick: „Papa, hör auf!“

Es ist ihnen peinlich, den Papa singen, Ukulele spielen zu hören oder beim Tanzen zuzusehen. Aber einmal im Jahr, wenn das Tanzfestival läuft, bringen mich allein schon die Plakate und das Wissen, da dreht sich alles ums Tanzen bei so vielen jungen und älteren Geschwistern im Geiste, ob Profis oder Dilettanten, ob gesund oder nicht … alle wollen nur Hüpfen, Armwischen, Schlenkern und Fallen, wieder aufstehen und sich drehen. Es geht allein ums Erspüren und Erfühlen des Bauchgefühls. Einmal wieder geerdet sein, mit der ganzen Schöpfung tanzen, die so stelle ich mir vor, von Gott im großen Wirbeln geschaffen wurde … das fühlt sich einfach nur gut an.