Gott suchen

Zum Christsein gehört noch ein bisschen mehr als nur der „Sonntagspflicht“ nachzugehen und den Gottesdienst zu besuchen. Dietmar Grünwald spricht darüber, dass man nicht immer nur nach oben sehen darf, um Gott zu finden.

Morgengedanken 24.7.2016 zum Nachhören:

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„Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr?“, fragt ein Schüler den Rabbi. Und der Rabbi antwortet: „Weil sich niemand mehr so tief bücken will.“

Dietmar Grünwald
ist Spiritual am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz

Gesichter des Alltags

Ob sich die Menschen früher wirklich so tief gebückt haben? Die Antwort des Rabbi gibt dennoch Grund zum Nachdenken. Wir sind nämlich oft dazu verleitet nach oben zu schauen, wenn wir Gott suchen. Das Bild von Gott, einem alten Mann, der im Himmel wohnt, scheint tief in uns verankert zu sein. Aber Gott kann überall sein.

Jesus zeigt uns dies ganz anschaulich, indem er sagt: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen geben, ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“. Wer dies tut, muss sich bücken. Dabei begegne ich nicht nur Menschen, sondern auch Gott. Das ist manchmal ganz schön herausfordernd, Gott nicht nur in den Kirchen, auf den schönen Bildern und Altären, zu erkennen, sondern in den vielen Gesichtern des Alltags – eben in anderen Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, sozialer Situation, Gott zu sehen. „Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“.