Im Angesicht des Todes

Yoga, Meditation und diverse Entspannungstechniken sollen helfen, sich in unserer schnelllebigen Zeit besser konzentrieren zu können oder wieder zu sich selbst zu finden. Die Wüstenmütter im 4. Jahrhundert haben sich dafür eine gewisse Art von Selbstbeherrschung angeeignet.

Morgengedanken 9.8.2016 zum Nachhören:

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Mutter Sara ist für mich ein Beispiel der absoluten Konzentration. Sie beeindruckte ihre Gefährtinnen und so manchen Besucher offenbar dadurch, dass sie sich nicht ablenken ließ. So heißt es in einer Spruchsammlung: „Amma Sara blieb beim Fluss 60 Jahre wohnen, aber sie beugte sich nicht vor, ihn zu sehen.“

Pater Bernhard Eckerstorfer
ist Novizenmeister im oberösterreichischen Stift Kremsmünster

Den Tod vor Augen

Der Nil steht hier für das hektische Treiben und die Versuchungen, sich von Ereignissen fortreißen zu lassen. Doch dem einmal erwählten Ort blieb sie treu; obwohl sie dem Fluss mit seinen vielen Ablenkungen und Möglichkeiten so nahe war, blieb sie standhaft. Selbstbeherrschung erwies sie auch im jahrelangen Kampf gegen die Unreinheit, griechisch: porneia. Sie habe nicht gegen die unreinen Gedanken gebetet, sondern nur fortwährend gesagt: „O Gott, gib mir Kraft.“ Als die Versuchungen nachließen und sich ihr der Dämon geschlagen zeigte, sagte sie: „Nicht ich habe dich besiegt, sondern mein Herr Jesus Christus.“

Weil Mutter Sara im geistlichen Leben voranschritt, sah sie die Gefahr, sich über andere zu erheben. Sie half sich so ab: „Wenn ich meinen Fuß auf die Leiter setze, um hinaufzusteigen, dann halte ich mir den Tod vor Augen.“ Der Heilige Benedikt wird sich über hundert Jahre später diese Worte zu eigen machen und den Mönchen in seiner Ordensregel empfehlen: „Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben.“