Sich vor Geschwätz hüten

Sie wollten frei sein für Gott: Aus diesem Grund haben sich schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus Männer und Frauen an die Ränder der Zivilisation zurückgezogen – in die Wüste also, damals oft noch im wahrsten Sinn des Wortes.

Morgengedanken 11.8.2016 zum Nachhören:

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„Wir segeln im Dunkeln. Unser Leben gleicht einem Meer.“ Was hier in der Lebensbeschreibung über Mutter Synkletika überliefert ist, hat nicht nur große poetische Kraft, sondern einen tiefen Wahrheitsgehalt: Unser Leben ist ein Geheimnis, das wir nur ansatzweise verstehen. Wie können wir es also gestalten?

Echte Selbsterkenntnis

Die frühchristlichen „Athletinnen Gottes“ haben ihre Familie verlassen und sich an den Rand der Zivilisation zurückgezogen: Sie wollten frei sein für Gott. Bald aber merkte jede einzelne, dass dies eine ständige Herausforderung bleibt und der Kampf mit sich selbst der Schwierigste ist. Die Demut nimmt in ihren Aussprüchen eine zentrale Rolle ein. Mit ihr verbunden: sich vor Geschwätz hüten!

Pater Bernhard Eckerstorfer
ist Novizenmeister im oberösterreichischen Stift Kremsmünster

Mutter Synkletika sieht jemanden in Gefahr, der meint, anderen überlegen zu sein. Dankbar sein für Talente und Gaben ist zwar geboten. Doch Überheblichkeit verhindert den rechten Blick auf sich selbst und die anderen. Deshalb rät Synkletika: „Die von ihren Erfolgen sprechen, sollten in gleicher Weise von ihren Fehlern reden.“ Amma Synkletika übersteigt schließlich die enge Sicht auf sich selbst, ob im Positiven oder Negativen.

Für uns Benediktiner gilt auch die Regel: „Fest überzeugt sein, dass Gott überall auf uns schaut.“ Das ermöglicht dann auch echte Selbsterkenntnis.