Ein Begleiter in allen Lebenslagen

In jeder Beziehung gibt es Momente, „da hängt der Haussegen schief“. Dann ist das Zusammenleben aus dem Gleichgewicht geraten.

Morgengedanken 18.8.2016 zum Nachhören:

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Unsere Tochter hat von einer Freundin zur Hochzeit eine Wasserwaage bekommen, die auf der Rückseite in der Mitte unterhalb der Libelle eine Aussparung zum Aufhängen hat. Und vorne steht groß über die ganze Fläche „Haussegen“. Angebracht ist diese ganz spezielle Wasserwaage im Eingangsbereich der Wohnung. Und manchmal da hängt der Haussegen schief.

Luise Müller
ist evangelische Theologin und ehemalige Superintendentin der Diözese Salzburg-Tirol

„Gott segne dieses Haus“

Da beansprucht der Streit offensichtlich mehr Raum als Harmonie und Frieden. Da ist das Gleichgewicht verloren, die Sicherheit vergeigt und anstelle einer Heimat, eines geschützten Raumes ist aus dem Haus, der Wohnung, ein weiterer Ort der Verunsicherung geworden. Zumindest im Moment.

„Gott segne dieses Haus“. Ein bemaltes Holzschild mit dieser Aufschrift hing in meiner Kindheit bei uns im Flur, so wie in vielen anderen Wohnungen. Und auch wenn wir in der evangelischen Kirche keine unbelebten Sachen segnen, ist es sinnvoll für die Menschen, die in einem Haus zusammen leben, Gottes Segen zu erbitten. Darauf zu hoffen, dass in einer Ehe, einer Familie nach dem Streit die Versöhnung möglich wird, dass sich aus einer momentanen Verstimmtheit kein dauerhafter Zustand entwickelt, sondern Wege aus der Krise gefunden werden. Die Wasserwaage als Haussegen.

Manchmal trägt der Segen sein weltliches Kleid. Aber auch dahinter steht das Bedürfnis, nicht „gott-verlassen“ zu sein.