Ein Mann ohne Falschheit

Die katholische Kirche feiert heute den Festtag des Heiligen Bartholomäus. Traditionell wird dieser Apostel mit dem Jünger Natanaël im Johannesevangelium identifiziert. Wolfgang Palaver sieht Natanaël als Vorbild für die Offenheit gegenüber dem göttlichen Geschenk der Liebe.

Morgengedanken 24.8.2016 zum Nachhören:

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Die katholische Kirche feiert heute den Festtag des Heiligen Bartholomäus. Der Name stammt aus dem Aramäischen und bedeutet „Sohn des Furchenziehers“ und verweist damit auf den Beruf seines Vaters.

Wolfgang Palaver
ist Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck

„Laues und oberflächliches Leben“

Viel interessanter finde ich aber, dass die Tradition Bartholomäus mit dem aus Kana in Galiläa stammenden Natanaël identifizierte, von dem nur im Johannesevangelium berichtet wird. Sein Freund Philippus versuchte ihn als Jünger Jesu zu gewinnen. Natanaël blieb zuerst skeptisch und sagte: „Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ Philippus reagierte gelassen und antwortete: „Komm und sieh!“ Als er Jesus begegnete, betonte dieser gleich das besondere Talent seines zukünftigen Jüngers: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.“ Schnell war Natanaël überzeugt und schloss sich Jesus an. Der Name Natanaël bedeutet „Gott hat gegeben“. Dieser Mann ohne Falschheit verkörpert also die Fähigkeit, sich von Gott beschenken zu lassen.

Auch wir brauchen diese Offenheit für das Geschenk Gottes. Papst Franziskus hat in seinem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ auf das Beispiel des Natanaël hingewiesen, um uns für die Liebe Jesu zu öffnen. Diese Liebe kann „unser kaltes Herz aufbrechen und unser laues und oberflächliches Leben aufrütteln“. Wenn wir dieses Geschenk in aller Offenheit annehmen, können wir diese Liebe teilen und an andere weitergeben.