Waschti, die Widerständige

Den Mut, im richtigen Moment „Nein“ zu sagen, auch wenn es unangenehme Konsequenzen haben kann – auch den braucht man im Leben. Und auch dafür gibt es unter den Persönlichkeiten im Ersten oder so genannten „Alten Testament“ der Bibel ein Vorbild.

Morgengedanken 22.9.2016 zum Nachhören:

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Und wieder möchte ich Ihnen eine unbekannte Gestalt aus dem Alten Testament als Weggefährtin und Vorbild durch den heutigen Tag vorstellen. Es ist Waschti. Abgesehen von ihrem lustigen Namen ist sie in der Bibel nahezu eine Randfigur, fast nebensächlich wird von ihr am Beginn des Buches Ester berichtet.

Angelika Pressler
katholische Theologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Personalentwicklung der Caritas Salzburg

Sie sagte nein

Diese Geschichte spielt sich zur Zeit des jüdischen Exils in Babylonien ab; die Perser waren damals die herrschende Großmacht. Und erzählt wird von der Errettung der Juden durch Königin Ester, die Frau des Königs Artaxerxes. Bevor aber Ester Königin wurde, gab es Waschti. Sie wurde, so berichtet das erste Kapitel, vom Hof des Königs verstoßen. Was war passiert? Artaxerxes gab ein großes Fest, oder besser gesagt, es fand ein mordsmäßiges Gelage statt. Musik, Tanz, Wein, der ganze männliche Hofstaat feierte Tage und Nächte durch. Schon reichlich betrunken kam Artaxerxes auf die Idee, Königin Waschti in die Männerrunde zu holen, damit alle ihre Schönheit bewundern könnten. Er wollte sie vorführen, sie sollte wohl tanzen, die Männer aufstacheln. Und was geschah?

Waschti kam nicht. Sie verweigerte sich, sie sagte nein. Der König ist blamiert, Männersprüche wie: Hast du deine Frau nicht im Griff – können wir uns gut vorstellen, seinen Zorn auch! Deshalb Verbannung! Waschti, eine widerständige Frau! Wahrlich ein gutes Vorbild für den heutigen Tag, finde ich.