Tamar, die hartnäckig Gerechte

Beharrlich und gleichzeitig einfallsreich sein – diese Eigenschaften sind gerade in schwierigen Lebenssituationen oft hilfreich. Und auch dafür kennt Angelika Pressler ein Beispiel aus dem so genannten „Alten Testament".

Morgengedanken 24.9.2016 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Es ist die Geschichte von Tamar. Sie war die Schwiegertochter von Juda, dem Sohn von Jakob, dessen Vater wiederum Isaak war. Tamars Mann starb früh, ohne Kinder zu hinterlassen. Und wie es damals der Brauch war, sollte sein Bruder Onan Tamar heiraten, um mit ihr Nachkommen zeugen. Aber der verweigerte sich und ließ, wie es geschrieben steht, seinen Samen zur Erde fallen; auch er starb.

Angelika Pressler
katholische Theologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Personalentwicklung der Caritas Salzburg

Ein heiteres Vorbild

Eine dumme Sache für Tamar. Denn ihr Schwiegervater wollte ihr keinen Mann mehr geben, aus Angst, weitere Söhne zu verlieren. Als Witwe sollte sie leben, wahrscheinlich verächtlich von den anderen Frauen angestarrt und isoliert. Am Abstellgleis. Aber Tamar ist gewitzt. Sie weiß, was ihr zusteht, sie will Gerechtigkeit. Und damit beginnt eine unglaublich freche Geschichte: Sie verkleidet sich als Prostituierte, und als ihr Schwiegervater Juda des Weges kommt, verfällt er der unbekannten Schönheit. Beim Abschied erbittet sie sich ein Pfand von ihm …

Als sichtbar wird, dass sie schwanger ist, sie also Unzucht getrieben haben muss, so die Männer der Sippe, will Juda sie verbrennen lassen. Sie aber zeigt ihm sein Pfand und er schämt sich. Er meint: Sie ist mir gegenüber im Recht, weil ich ihr keinen Mann mehr gegeben habe. Das ist Tamar, die Hartnäckige, die Unbeirrbare, die originell Kecke! Ein sehr heiteres Vorbild durch den heutigen Tag.