Der schwarze Mann

Martin Luther King war einer der bekanntesten Vorkämpfer gegen den Rassismus in den USA. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat er im Grunde für etwas ganz Selbstverständliches gekämpft – für die Bürgerrechte ALLER Bürgerinnen und Bürger.

Morgengedanken 13.10.2016 zum Nachhören:

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In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten auf dem Höhepunkt waren, spielt folgende kleine Geschichte:

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Vorurteile und Klischees

Am Abend kommt ein Mann ins Hotel, mit Freunden, alle Betten sind belegt außer einem, doch in diesem Zimmer schläft bereits ein anderer Mann, ein Schwarzer. Der Gast nimmt das Zimmer trotzdem – es ist ja nur für eine Nacht. In aller Früh muss er zum Zug. Er bittet den Hotelportier, ihn zu wecken, und zwar auch am Bett, aber am richtigen, nicht an dem des Schwarzen. In der Gesellschaft geht es lustig zu. Der Mann und seine Freunde sind schon ziemlich betrunken. Da haben die Freunde eine böse Idee. Sie streichen ihn mit Ruß an und bringen ihn dann ins Zimmer des Schwarzen. Am nächsten Morgen weckt der Zimmerbursche pflichtgetreu den Gast, der zieht sich an, rast zum Zug, will sich in der Kabine waschen, schaut sich in den Spiegel und schreit – selbstverständlich in der Wortwahl seiner Zeit: „Jetzt hat dieser Idiot doch den Neger geweckt.“

Manchmal kann es passieren, dass ich selbst nicht mehr weiß, wer ich bin, schwarz oder weiß oder vielleicht ganz anders. Wer auf ein bestimmtes Bild so ganz fixiert ist, der könnte sich selbst verlieren in Vorurteilen und Klischees. Gott ermahnt uns im Zweiten Gebot, dass wir uns kein Bild machen sollen weder von dem, was im Himmel noch von dem, was auf der Erde ist.