Mensch sein

In einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft besteht die Gefahr, dass Menschen ausschließlich nach ihrer Leistung beurteilt werden. Aber was passiert, wenn ein Mensch diese Leistung nicht mehr erbringen kann?

Morgengedanken 16.10.2016 zum Nachhören:

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Bei einem Morgenspaziergang mit meinem Hund habe ich intensiv an Menschen gedacht, die wegen eines Unfalls oder wegen des hohen Alters nicht mehr gehen können. Was macht ihr Leben schön und sinnvoll?

Erwin Löschberger
ist römisch-katholischer Pastoralassistent und Krankenhaus- und Pflegeheim-Seelsorger in Graz

Ein Mensch bleiben

Es gibt sicher keine gültige Antwort, aber ein Gedanke ist mir wichtig geworden. Obwohl es für das Wohlbefinden dazugehört, selber etwas tun zu können, bin ich als Mensch mehr als die Summe meiner Tätigkeiten. Wenn ich nichts Aktives tun kann, bleibe ich wertvoll durch das, was ich schon getan habe. Und vor allem bleibe ich wertvoll durch die vielen Beziehungen, die ich schon gelebt habe und in denen ich lebe. Ich bin als Vater oder Mutter einzigartig. Das bleibe ich, auch wenn ich nichts Aktives mehr für meine Kinder tun kann. Ich bleibe Ehemann, Lebenspartnerin, oder ein Freund, auch wenn wir nichts mehr gemeinsam unternehmen können. Ich habe also unabhängig von meinem Tun ein Sein, das bleibt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie sich heute darüber freuen können, wer sie sind und auch immer bleiben werden, ein Mensch, der mit anderen lebt, andere gern hat und den andere gern haben.