Ein Fall für die Psychiatrie?

In der römisch-katholischen Kirche wird heute das Fest der Heiligen Gertrud gefeiert. Sie gehört zu den großen Mystikerinnen – und sie gehört damit zu einer Personengruppe, die heute vielen Menschen eher „mysteriös“ erscheint.

Morgengedanken 17.11.2016 zum Nachhören:

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Herzliche Gratulation zum Namenstag allen, die Gertrud oder Gertraud heißen. Auch Gerti, Trude, Traudl oder Traudi alles Gute! Sie haben eine hochkarätige Namenspatronin: Die Heilige Gertrud starb 1302 und gehört mit Mechthild von Magdeburg zu den großen deutschen Mystikerinnen.

Elisabeth Rathgeb
ist Seelsorgeamtsleiterin der Diözese Innsbruck

Moderne Mystiker

Mystikerinnen sind Menschen mit einer sehr engen Beziehung zu Gott. Heute ist „Mystiker“ nicht gerade ein gängiges Berufsbild. Eher eines mit Risiken und Nebenwirkungen – würde sich heute jemand so nennen, wäre er oder sie schnell ein Fall für die Psychiatrie. Mystiker klingt einfach zu „mysteriös.“ Nichtsdestotrotz hat der große Jesuit und Theologe Karl Rahner einmal gemeint: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein.“

Trotz des auffälligen Mangels an deklarierten Mystikerinnen und Mystikern heute kenne ich viele mystisch-begabte Menschen: Nicht jene, die ständig und überall Verschwörungen oder Geheimbünde wittern. Sondern Menschen, die ihr Leben aus einer tiefen Spiritualität heraus gestalten. Die in ihrem Leben mit Gott rechnen. Die Ausschau halten nach seinen Spuren und in einer tiefen Verbundenheit leben mit allem, was sie an Sichtbarem und Unsichtbarem umgibt. Das sind die modernen MystikerInnen im Jahr 2016.