Es gibt ein Vorher und ein Nachher

Die einen schmunzeln, die anderen sind vielleicht schockiert – aber irgendwann stellt sie sich ein: Die Erkenntnis, wie ähnlich man doch dem eigenen Vater/der eigenen Mutter geworden ist. Was machen wir mit diesem „Erbe“?

Morgengedanken 20.11.2016 zum Nachhören:

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Der November ist traditionellerweise der Monat des Totengedenkens: Für Evangelische ist heute der Toten- oder Ewigkeitssonntag, der Gedenktag für die Verstorbenen – und der letzte Sonntag des Kirchenjahres.

Wir besitzen Veränderungskraft

Wir alle tragen die Chromosomen unserer Vorfahren in uns und geben sie an unsere Nachkommen weiter (sofern wir Nachfahren haben). In diesem Sinn „verlieren“ wir unsere Eltern, Großeltern und so weiter nicht – sie bleiben immer in uns. Die Frage, die sich dabei stellt, lautet aber: was machen wir aus diesem Erbe?

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt, Juristin, Psychotherapeutin und akad. zert. Erwachsenenpädagogin

Oft braucht es Jahrzehnte, bis wir erkennen welchen Keim wir nutzen können, der aus dieser Vergangenheit in uns darauf wartet, entwickelt zu werden. Es ist ja nicht nur die Missetat, die die Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied heimsucht, wie die Bibel sagt, sondern auch die Wohltat, die weiterwirkt – und oft zeigt erst genaues Nachsinnen, wie sich das Vorher im Nachher zeigt.

Mein Vater etwa, ein legendärer Schulmann, erschien mir oft – und anderen auch - jähzornig und verletzend. Aber in dieser Wut lag auch die Kraft, schnell reagierend Änderungen herbeizuführen. Die Dosis hätte halt geringer ausfallen können – die Kraft hätte auch in gemilderter Form gewirkt. Das hat ihm niemand gesagt (zu sagen getraut) – aber ich sage es bei aktuellem Bedarf seinem Anteil in mir. Wir besitzen Schöpfungs- und damit Veränderungskraft. Das macht unsere Gottebenbildlichkeit aus.