Ruhe, Besonnenheit und Seelenpflege

Der Advent steht vor der Tür – die angeblich „stillste Zeit“ des Jahres, gekrönt dann vom „Fest der Liebe“, von Weihnachten. Die Realität schaut freilich oft genug ganz anders aus.

Morgengedanken 22.11.2016 zum Nachhören:

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In der Zeit meines Erststudiums – Rechtswissenschaften – wohnte ich gelegentlich bei meiner mütterlichen Großmutter. Wann immer ich mich auf den Weg zur Universität machen wollte, stoppte sie mich mit der Frage: „Warte einmal – kannst Du nicht was mitbringen?“ Damals war mir das gar nicht recht – ich wollte immer alles so schnell wie möglich hinter mich bringen.

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt, Juristin, Psychotherapeutin und akad. zert. Erwachsenenpädagogin

Zeit nehmen und verschenken

Heute sehe ich das als eine Form des „Energiesparens“: im Vorhinein planen und zweite und dritte Wege vermeiden. Genau dieses Vorausdenken finde ich heute wichtig – vor allem, wenn es darum geht, die Folgen des eigenen Handelns abzuschätzen. Und nicht, wie mir etliche Lehrkräfte von ihrer Schülerschaft berichteten, sich darauf verlassen, dass „das die Versicherung eh zahlt“.

Geschwindigkeit birgt die Gefahr des Stolperns, Fehlermachens, Schadenanrichtens in sich. Gerade in der Adventzeit, wenn eine Weihnachtsfeier die andere jagt, wenn Glitzerglanz und Punschstände auf allen Seiten den Heimweg zu einem „berauschenden“ Erlebnis machen wollen gilt es, sich mit Ruhe und Besonnenheit auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist: Seelenpflege – für die eigene wie für die der anderen, die man lieb hat oder denen man ein bisschen Liebe schenken will. Das heißt: Ruhe und Zeit nehmen – und sie dann verschenken.