Rhythmen erkennen und vertrauen

In den Novembertagen liegt oft schon der Winter in der Luft – eine Vorahnung sozusagen. Doch gleichzeitig mit der Vorahnung des Endes zeigt sich auch schon ein neuer Anfang: Der Frühling, der auf jeden Winter folgt.

Morgengedanken 23.11.2016 zum Nachhören:

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Lebendigkeit: Leben ist immer Wechsel zwischen Gegensätzen: einatmen – ausatmen, anspannen – entspannen, geschäftig sein – ruhen. Wir brauchen die Ruhe, um unsere Seele zu spüren – aber auch die Seele anderer Menschen. Und auch die Seele der beseelten Natur.

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt, Juristin, Psychotherapeutin und akad. zert. Erwachsenenpädagogin

Die Natur zieht sich zurück

Ob die Natur eine Seele hat, wurde von manchen Philosophen bestritten. Für mich bedeutet Seele (unter anderem) eine Art Resonanzraum – wie bei einem Musikinstrument – mit dessen Hilfe ich mehr wahrnehmen kann als mit den nur fünf Sinnen, die wir in der Schule vermittelt bekommen. So können viele Menschen spüren, dass sich etwas seinem Ende zuneigt und dass dahinter bereits etwas anderes, Neues auftauchen will. Vor jeder Geburt liegt eine Schwangerschaft, egal ob ein reales Kind oder ein geistiges wie ein Buch oder eine Reformation entsteht.

Im Spätherbst kündigt sich der Winter an. Die Natur zieht sich zurück. Sammelt Kraft für den Neubeginn. Beim Menschen wird das oft als „saisonal bedingte Depression“ diagnostiziert und als Folge von Lichtmangel. Wäre nicht besser, von fehlendem Lichtblick zu sprechen? Den Lichtblick können wir aber mit unserer Schöpfungskraft gestalten – voll Freude auf das, was hoffentlich kommen wird.