Hektik mit Ruhe balancieren

Früher einmal galt der „Workaholic“ als Ideal: Ein Mensch, der ohne sein Arbeit gar nicht sein kann – wie eben der Alkoholiker/die Alkoholikerin ohne seine/ihre Droge. Dass das nicht gesund sein kann – diese Erkenntnis hat sich überraschend langsam durchgesetzt.

Morgengedanken 24.11.2016 zum Nachhören:

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In wenigen Tagen beginnt der Advent. Wenn wir uns auf etwas freuen, steigt unser Dopamin-Spiegel. Ich nenne das „bräutliche Erregung“ im Gegensatz zu dem eher stressigen Lampenfieber, das auf angestiegenem Adrenalin-Spiegel beruht.

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt, Juristin, Psychotherapeutin und akad. zert. Erwachsenenpädagogin

Gehetzt von sich selbst

In der Bibel ist es wohl Martha, die sich im Gegensatz zu ihrer „nur zuhörenden“ Schwester Maria solchen Stress antut damit die Bewirtung des Gastes Jesus auch perfekt gelingt. Und sie kritisiert ihre Schwester, dass diese sich der Erbauung widmet.

Aus heutiger Sicht würden wir sagen: Martha zeigt die ersten Anzeichen eines Burnout – Aggression – und nimmt die Chance der Work-Life-Balance nicht wahr, statt steter Arbeit auch etwas für ihre Seele zu tun und ihre Genussfähigkeit zu üben.

Hektische Betriebsamkeit – auch wenn sie dem schnelleren Fertigwerden dienen soll – verhindert Herzweitung und damit Liebe. Deswegen hilft es, langsam zu atmen und die Bewegungen diesem Rhythmus anzupassen, besonders, wenn man gehetzt wird (beispielsweise von sich selbst!). Geschwindigkeit ist oft ein Versuch zu verhindern, dass schmerzliche Gefühle hoch kommen wie die Einsamkeit, wenig Unterstützung und wenig Anerkennung zu erhalten. Von anderen. Das ist aber eine Falle: Sie macht abhängig. In Ruhe das zu tun, was Not wendend anfällt, schafft hingegen Freiheit.