200 Jahre Stille Nacht, heilige Nacht

Themen: Das berühmteste Weihnachtslied der Welt; Das Geheimnis von Weihnachten; Weihnachten, Chanukka und der christlich-jüdische Dialog; Gedanken zum Johannesprolog von Thomas Schlager-Weidinger

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt!
Jesus die Völker der Welt!
(„Stille Nacht, heilige Nacht“, Urfassung von Joseph Mohr)

Ein Lied geht um die Welt: 200 Jahre Stille Nacht, heilige Nacht

Als ein junger Salzburger im Jahr 1816 ein bis heute berührendes Friedensgedicht schrieb, ahnte wohl niemand, dass aus ihm zwei Jahre später der Text des wahrscheinlich berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt werden würde. Teresa Fingerlos und Helene Griesslehner berichten über die Hintergründe von „Stille Nacht, heilige Nacht“ und seinem Dichter Joseph Mohr.

Und das Wort ist Fleisch geworden: Das Geheimnis von Weihnachten

Zu Weihnachten ist – zumindest in den Kirchen – oftmals die Rede von Beginn und Geburt und vom Wort, das Fleisch geworden ist. Doch heißt das jetzt tatsächlich, dass - theologisch gesprochen - Gott Mensch geworden ist - eben in Jesus von Nazareth, der nach Lukas in Bethlehem geboren wurde?

Erfüllte Zeit
Sonntag, 25.12.2016, 7.05 Uhr, Ö1

Nein, sagt die Theologin und Religionssoziologin Regina Polak. Auch Jesus bleibt immer ein Gegenüber zu dem einen und einzigen Gott. Freilich ist er gemäß christlichem Glauben der fleischgewordene Messias, übersetzt Christus. Dahinter steht die jüdische Vorstellung vom präexistenten Messias, der die Welt erlösen wird. Und das bedeute, dass das Geheimnis von Weihnachten im Dialog mit dem Judentum besser zu verstehen sei. Martin Gross hat mit Regina Polak über den Anfang einer Geschichte gesprochen, die noch lange nicht zu Ende ist.

Tochter Zion, freue Dich: Weihnachten, Chanukka und der jüdisch-christliche Dialog

„Tochter Zion, freue Dich, jauchze laut, Jerusalem“, heißt es in einem alten Advent- und Weihnachtslied, das musikalisch u.a. auf das Oratorium „Judas Maccabäus“ von Georg Friedrich Händel zurückgeht.

Rund um den jüdischen Freiheitskämpfer Judas Maccabäus rankt sich auch die Geschichte des jüdischen Chanukka-Festes, das heuer zeitgleich mit Weihnachten gefeiert wird. Chanukka heißt übersetzt Tempelweihfest. Acht Tage lang wird jeden Tag eine Kerze mehr am Chanukka-Leuchter gezündet. Dabei erinnert man sich an den Aufstand der Makkabäer gegen die Herrschaft der Seleukiden sowie an die Wiedereinweihung des entweihten Tempels in Jerusalem im 2. Jahrhundert vor der Zeitrechnung. Und man erinnert sich an ein Wunder: Das wenige Öl für den Leuchter im Tempel, der ja nie erlöschen sollte, hat acht Tage lang gereicht. So lange, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Zwei Religionen feiern also zeitnah - im Winter - Lichterfeste?

Verbindendes - und Trennendes zwischen Christentum und Judentum stehen im Mittelpunkt der Arbeit des christlich-jüdischen Koordinierungsausschusses, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert. 1956 wurde er ins Leben gerufen, auf Initiative von Kardinal Franz König durch Kurt Schubert, der auch den Lehrstuhl für Judaistik in Wien gegründet hat. – Gestaltung: Judith Fürst

Gott ablesbar machen: Im Anfang war das Wort. Gedanken zu Johannes 1, 1 - 18

Damit ein Anfang sei, wurde der Mensch geboren, sagt die Philosophin Hannah Arendt und bezieht sich damit auf Augustinus von Hippo und seine Aussage „damit ein Anfang sei, wurde der Mensch geschaffen." Das „Wunder“ besteht für Hannah Arendt freilich darin, dass überhaupt Menschen geboren werden und mit ihnen der Neuanfang, den sie handelnd verwirklichen können - kraft ihres Geborenseins: „Dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien ‚die frohe Botschaft‘ verkünden: ‚Uns ist ein Kind geboren‘.“ So ist in Hannah Arendts Schrift „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ zu lesen.

Im Anfang war das Wort, sagt wiederum der frühchristliche Theologe Johannes - und präsentiert gegen Ende des ersten Jahrhunderts seine Version der Theologie von Weihnachten, den sogenannten Johannesprolog. Der zeitgenössische Theologe und Dichter Thomas Schlager-Weidinger übersetzt ihn so:

wort gottes

keine aneinanderreihung
von buchstaben
oder lauten

viel mehr
ein mensch
geboren im stall

an dem ablesbar
wie gott ist
was halt gibt
wo sinn erfahrbar und
was erfüllung bringt

(„wort gottes“ und „matutin“ aus: Thomas Schlager-Weidinger, „offene morgen. theopoetische texte zur advents- und weihnachtszeit“, echter Verlag)

matutin

hinter allen horizonten
ist ein geheimes licht geboren
das graue kälte zart durchdringt
und fahles wundersam erhellt

jene die beharrlich schauen
tauchen ein in seinen glanz

Moderation: Doris Appel

Erfüllte Zeit 25.12.2016 zum Nachhören:

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