Glauben und wissen

Nach alter, christlicher Tradition wird heute, am 6. Jänner, das Fest der „Heiligen Drei Könige“ gefeiert. Doch blickt man in die Bibel ist dort weder von „drei“ noch von „Königen“ die Rede – sondern von „magoi“ (wie es im griechischen Original) heißt: also wörtlich übersetzt von „Magiern“ oder „Sterndeutern“.

Morgengedanken 6.1.2017 zum Nachhören:

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Als die drei Weisen aus dem Morgenland sich aufmachten um das Jesuskind zu besuchen, leitete ein Stern sie nach Bethlehem. Das ist zunächst einmal nichts Besonderes, handelte es sich bei den Dreien doch vermutlich um Astrologen oder Sterndeuter. So nutzten die drei Weisen das Instrument, das sie beherrschten, um ihr Ziel zu erreichen: den Himmel mit seinen Gestirnen.

Pfarrer Marco Uschmann
ist Chefredakteur der evangelischen Zeitung „Saat“

Gemeinsamer Weg in die Welt

Das Besondere an der Geschichte aber ist, dass sich die Gelehrten verneigten vor Jesus, ihn anbeteten und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten. Immerhin war ihre Wissenschaft auch zur Zeitenwende bereits tausende Jahre alt. Mit dem Kniefall vor Jesus erkannten sie seine Macht und seine Überlegenheit gegenüber ihrem Wissen und ihrer Weltsicht an. Und das ist nun etwas ganz und gar Besonderes. Denn wer schon ist in der Lage, frank und frei einzugestehen, dass sein oder ihr Gegenüber im Recht ist oder einen, nennen wir es, „Erkenntnisvorsprung“ hat.

Das ist das Eine. Das andere ist, dass die Bibel mit dieser Geschichte die Überlegenheit Gottes gegenüber dem Wissen der Welt erzählt. Beides aber schließt einander nicht aus – denn die Weisen nutzen ja ihr Wissen, den Sternenhimmel, um zu Jesus zu kommen.

Der Bibelvers, den die Evangelischen Kirchen für das Jahr 2017 haben, heißt: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Es scheint, die drei Weisen haben das erkannt. All das, was bis jetzt für sie zählte, wird nun übertroffen von dem Kind, das in Bethlehem in der Krippe liegt. Nicht aber aufgehoben – vielmehr verknüpfen sie Gottes neue Wirklichkeit mir ihrer bisherigen Ansicht der Welt. So gehen sie mit Gott einen gemeinsamen Weg in die Welt – schöne Aussichten!