Die Furcht in die Schranken weisen

Wenn ein neues Jahr beginnt, löst das bei dem einen oder der anderen auch Zukunftsängste aus: Alles Neue ist auch fremd und ein wenig bedrohlich. Da heißt es dann, über den eigenen Schatten zu springen – oder es droht die Lähmung.

Morgengedanken 7.1.2017 zum Nachhören:

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Das erste Blatt im Kalender zeigt: Etwas Neues beginnt. Meist jedoch sind die Menschen von Neuem gar nicht so begeistert. Gewohntes gibt Sicherheit, Neues kann verunsichern.

Das mag auch dem Reformator Martin Luther so gegangen sein, als er vor 500 Jahren die Reformation auslöste. 2017 feiern die evangelischen Kirchen das 500-Jahr-Jubiläum dieses welthistorischen Geschehens. Luther und seine Mitstreiter haben die Bibel ins Deutsche übersetzt, Gottesdienste in der Landessprache eingeführt, das Wort Gottes neu interpretiert und damit sogar eine neue Kirche gegründet. Obwohl das absolut nicht ihre Absicht gewesen ist, denn zunächst wollten sie ihre Kirche reformieren.

Pfarrer Marco Uschmann
ist Chefredakteur der evangelischen Zeitung „Saat“

Sich beschenken lassen

Als dies misslang, kam es Zug um Zug zur Kirchenspaltung. Seine Zeitgenossen waren von diesen Geschehnissen ebenso verunsichert wie Martin Luther selbst. Die Evangelischen Kirchen stellen jedes Jahr unter einen Bibelvers. 2017 heißt er „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“

Für die Reformation und ihre weltgeschichtliche Bedeutung passen diese Worte sehr gut. Es muss bei uns heute ja nicht gleich solche Auswirkungen haben wie bei Luther und den anderen Reformatoren. Vielleicht kommt es einfach auf den Versuch an, das eigene Leben neu zu erleben.

Das könnte ein guter Vorsatz sein für das kommende Jahr, dem Jubiläumsjahr der Reformation: sich beschenken lassen von Gott mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist. Das klingt ein wenig, wie über seinen eigenen Schatten zu springen und das kann bei dem neuen Herzen und dem neuen Geist gelingen. Denn es geschieht im Sinne Gottes, mehr noch: es ist ein Geschenk Gottes, in diesem Fall für das beginnende Jahr. Und das wiederum kann die Furcht vor Neuem in die Schranken weisen und Sicherheit geben.