Feste feiern, wie sie fallen

Zu Jahresbeginn liegt stets ein neuer Kalender vor mir. Er macht die Arbeitstage, die Sonn- und Feiertage sichtbar; in ihn trage ich rechtzeitig Termine ein: Berufstermine, Gedenktage und Feste lieber Menschen, Freizeitpläne und Urlaubszeiten.

Gedanken für den Tag 30.1.2017 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

In Österreich enthält der Kalender 14 staatliche Feiertage laut Feiertagsruhegesetz und 52 Sonntage, die für alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger gelten. Dazu kommen noch Feiertage anerkannter religiöser Minderheiten und Landesfeiertage, die nur für bestimmte Berufsgruppen arbeitsfrei sind, sowie die Urlaubswochen der arbeitnehmenden Bevölkerung.

Ulrike Kammerhofer
ist Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde

Geschenkte Zeit

Die Sonntagsruhe als verpflichtende wöchentliche Mindestruhe ist seit 1895 gesetzlich geregelt. Der arbeitsfreie Wochentag gilt als eine große soziale Errungenschaft, die sich ausgehend vom Judentum entwickelt hat. Er gilt als Gottes Ruhetag nach Vollendung der Schöpfung. Für die Gläubigen sind dies Tage der Besinnung auf diesen Schöpfer, aber auch Tage der Freiheit von Arbeit und Fremdbestimmung. Denn Freizeit ist Wahlfreiheit, Selbstbestimmung und Kreativität. Sie stellt einen wichtigen Schritt zur Schaffung von Kultur dar.

Diese dem Menschen geschenkte freie Zeit verweist auf seine Menschenwürde, auf seine menschliche Determination. Die freie Zeit dient der Entfaltung einer eigenständigen Persönlichkeit als Weg zum Glück. Sie kann der Pflege des Körpers wie der Seele gewidmet werden und der Verfestigung des sozialen Zusammenlebens.

Der freie Tag bietet die Möglichkeit, weitere Ebenen des Menschseins zu erreichen. Er bietet Raum für die Sinnfragen, über den Kosmos sowie über den Sinn der eigenen Existenz.

Buchhinweis:

Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Michael J. Greger (Hgg.), „Feste, Bräuche, Feiertage der Religionen in Österreich - wie, wann, wozu?“, Salzburger Beiträge zur Volkskunde 22, volkskunde.slivk@salzburg.gv.at

Musik:

Heinz Holliger/Oboe und Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Iona Brown: „Allegro molto - 2. Satz“ aus: Konzert für Oboe, Streicher und B.c. in e-moll von Georg Philipp Telemann
Label: Philips 4128792