Ich höre dir zu

Ein offenes Ohr – mehr brauchen viele Menschen gar nicht. Jemandem wirklich zuhören – das ist ein wahres „Werk der Barmherzigkeit“ und kein einfaches.

Morgengedanken 6.2.2017 zum Nachhören:

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So gehört zu meinen Lieblings-Weihnachtsgeschichten, die folgende: Jedes Jahr besuche ich am Heiligen Abend mit Bischof Manfred mehrere Sozialeinrichtungen. Eine Station ist die „Mentlvilla“, eine Notschlafstelle der Caritas für Drogenkranke.

Georg Schärmer
ist Caritas-Direktor der Diözese Innsbruck und Autor des Buches „Herzschrittmacher. Wege der Barmherzigkeit“ (Verlag Tyrolia)

Klopfen an die Himmelstür

Der Bischof sitzt unaufdringlich bei Tisch. Ein junger Mann, Mitte Zwanzig, gekennzeichnet von unzähligen Verletzungen des Körpers und der Seele, erzählt ihm seine erschütternde Lebens- und Leidensgeschichte. Bischof Manfred schenkt ihm sein Ohr – und man spürt es – sein Herz. „Mensch Pfarrer, kannst du gut zuhören!“, der Kommentar des sichtlich berührten Mannes. Er holt seine Gitarre und spielt dem „geistlichen Besuch“ seinen Lieblingssong: „Knocking’ on heavens door“ - Klopfen an die Himmelstür - den bekannten Song von Bob Dylan.

Bischof Manfred stimmt lautstark und begeistert mit ein. Es sei ein Lieblingslied von ihm gewesen, als er noch jung war, bemerkt er. Zuhören erschließt Menschenherzen und Himmelstüren. Und es muss nicht erst Weihnachten werden, dies zu erfahren und zu üben.