Private Öffentlichkeit

Inzwischen ist es ja im allgemeinen Bewusstsein, dass man seine social media-Profile vor einem öffentlichen Zugriff halbwegs schützen kann und dass man auch eine Freundschaftsanfrage durchaus ablehnen darf.

Gedanken für den Tag 15.2.2017 zum Nachhören:

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Aber selbst in den dann noch verbleibenden Kreisen der akzeptierten Follower sollte die Veröffentlichung privater Daten, Kinderfotos und Meinungen wirklich selektiv und vorsichtig passieren.

Wenn ich bei einem Gottesdienst gebeten werde, eine der Fürbitten zu formulieren, denke ich viel darüber nach, ob ich tatsächlich etwas von mir preisgeben möchte. Schnell stellt sich die Frage, was denn dann die anderen in der Kirche von einem halten würden und dass diese dann ja wüssten, welche Sorgen man hätte. Oft genug beschränkt sich eine Fürbitte daher auf allgemeine Floskeln und man bittet, frei nach Sandra Bullock, halt einfach um „Weltfrieden“.

Golli Marboe
arbeitet als Journalist - war viele Jahre TV Produzent und ist heute außerdem Obmann des von ihm gegründeten Vereins VsUM - des Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien.

Grenzen der Kommunikation

Es ist wichtig, dass insbesondere die Kinder spüren, dass man zwar durchaus miteinander lachen soll, dass man auch keine Angst zu haben braucht, etwas öffentlich zu äußern, dass man aber so wie vielleicht bei der Fürbitte in der Kirche, auch nicht über alles öffentlich kommunizieren muss. Denn wirklich Intimes muss im kleinen Kreis und wenn möglich persönlich besprochen werden.

Viel hört man von Hassposts, Cyber Mobbing, Sexting und ähnlichem. Das sind dann Spitzen jenes Eisbergs, der entsteht, wenn man auch im eigenen familiären Umfeld entweder gar nicht mehr miteinander spricht, oder eben, wenn auch dort keine Grenzen der Kommunikation mehr erkennbar sind. Wenn alle alles wissen wollen und sollen - dann siegt der Tratsch über das Gespräch und über den Gedankenaustausch. Noch nie wussten wir so viele unnötige Dinge über andere Menschen, wie jetzt durch die sozialen Medien. Und noch nie zuvor konnten wir so schwer sagen, ob das, was wir vermeintlich wissen, denn auch wahr ist.

Nur wenn wir auch im Umgang mit Nachrichten innerhalb unseres nahen Umfelds, bei Familie und Freunden spürbare Unterschiede machen, Grenzen zeigen und einen vertrauensvollen Umgang mit intimen Informationen den Kindern vorleben, werden wir helfen, solche Phänomene einzudämmen.

„Viel besser wäre es da, im eigenen social media-Account Witze über sich selbst zu machen - frei nach dem jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: Humor ist der Bruder des Glaubens“. (Martin Buber)

Musik:

J. Michael Leonard/Saxophon und Valerie J. Becker/Klavier: „Swipesy“ - Rag für Saxophon und Klavier von Scott Joplin
Label: ASV CD WHL 2085