Gesellschaft zur gegenseitigen Bewunderung

„Lass uns doch eine Gesellschaft zur gegenseitigen Bewunderung gründen“, meinte vor einiger Zeit ein Freund von mir, immer einen kleinen Scherz auf den Lippen. „Eine, in der man in erster Linie Menschen trifft, die einer Meinung sind, die ähnliche Lebensumstände haben, die die gleichen Berufe ausüben“.

Gedanken für den Tag 3.3.2017 zum Nachhören:

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Meine Gegenfrage: „Brauchen wir denn überhaupt eine zu gründen? Leben wir nicht alle irgendwie in Gruppen, die sich selbst bestätigen? Lehrer unter sich, Techniker unter sich, Arbeiter unter sich?“

Beate Winkler
ist Malerin und ehemalige Direktorin der EU-Grundrechtsagentur

Gesellschaft mit unterschiedlichen Farben

Dieser flachsige kurze Austausch hing mir nach. Ich fragte mich selbst: „In welcher Gesellschaft möchtest Du denn leben?“ Einiges fiel mir dazu ein, vor allem: Ich möchte in einer offenen Gesellschaft mit kultureller, ethnischer und religiöser Vielfalt leben – also keine Gesellschaft zur gegenseitigen Bewunderung!, sagte ich mir halb ergriffen von dieser offensichtlichen Erkenntnis. Eine, die ihre Chancen wahrnimmt, auf die Fähigkeiten aller Bürgerinnen und Bürger schaut – und offen für Veränderung ist. Doch sie muss auch ein klares Fundament haben. Respekt vor der Verfassung und Menschenrechten, die wir ohne Angst vor Konflikten verteidigen. Verteidigen nicht nach dem Motto: „Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlage ich Dir den Schädel ein“, sondern Auseinandersetzungen mit Respekt gegenüber dem anderen und seinen Gefühlen.

Vielleicht könnten wir dann mit der Zukunftsangst oder auch der Wut von Menschen, die sich nicht wahrgenommen fühlen, etwas besser umgehen. Also eine Gesellschaft mit unterschiedlichen Farben, eine lebendige, kreative Gemeinschaft, die voller Selbstbewusstsein, Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft schaut. Und die unverwüstliche Optimistin fügt hinzu: Wir haben jede Menge Chancen und gute Gründe, unser Wir schöner und lebendiger, kraftvoller und sinnstiftender zu entwickeln und zu leben. Fangen wir doch einfach an.

Musik:

Elisabeth Leonskaja/Klavier: „Aria - 2. Satz“ aus: „Sonate für Klavier Nr. 1 in fis-moll op. 11“ von Robert Schumann
Label: Teldec 2436732

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