Bilderverbot

Gebote – vor allem die biblischen – wurden und werden manchmal allzu wörtlich genommen. Das gilt besonders für das Gebot: „Du sollst dir kein Bild machen.“ Also: Die Handys wären plötzlich fast überflüssig – und Facebook auch.

Morgengedanken 29.4.2017 zum Nachhören:

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Noch nie wurden so viele Bilder gemacht wie in unserer Zeit. Jede Lebenssituation kann mit der Handykamera festgehalten und über das Internet sofort öffentlich gemacht werden. In der biblischen Aufzählung der Zehn Gebote heißt es: Du sollst Dir kein Bild machen! Klingt das nicht ziemlich anachronistisch?

Roland Werneck
ist evangelisch-lutherischer Pfarrer in Wels in Oberösterreich

Raum für Veränderung

Ich denke, dass die biblische Warnung vor dem Bildermachen kein Zeugnis einer kunstfeindlichen Haltung ist. Sich kein Bild machen, d.h. zunächst, dass der Mensch Gott nicht festlegen soll auf eine bestimmte Eigenschaft. Wie Gott ist, dafür gibt es in der Bibel selbst ja viele Bilder: die schützende Hand, der gute Hirte, die feste Burg. Gott entzieht sich einer Festlegung auf ein bestimmtes Bild. Wer sich auf ein Bild festlegt, der läuft Gefahr, dass es sich so fest einprägt, dass da kein Platz mehr ist für Veränderung.

Ich kann die biblische Warnung vor den Bildern auch auf die Wahrnehmung meiner Mitmenschen beziehen. Klar ist es so, dass nach einer ersten Begegnung ein Bild in meinem Kopf da ist. Aber das biblische Gebot sagt mir eben: Leg dich nicht auf ein Bild fest! Von diesem Menschen kann es auch noch ganz andere Bilder geben! Lass in deinem Kopf und in deinem Herzen Raum frei für Veränderung!