Hören und Zuhören

Der Lehrer, der Dirigent, der Wirt. Alle drei Aufgaben sollten nicht mit dem Sprechen beginnen, sondern mit dem Zuhören. Und es gibt noch etwas, das die Aufgaben miteinander verbindet. Es geht, so denke ich, in allen drei Berufen darum, an Räumen und Situationen beteiligt zu sein, in denen sich Menschen wohlfühlen sollen und sich dabei entwickeln können.

Gedanken für den Tag 2.5.2017 zum Nachhören:

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Nehmen wir die Aufgabe, ein Orchester zu dirigieren. Es ist eine Art von Expertenführung, ich brauche den Musikerinnen und Musikern nicht zu erklären, wie man ihr jeweiliges Instrument richtig spielt. Sie wissen dies ohnehin viel besser als ich. Worum es geht, ist, aufeinander zu hören, gemeinsam zu atmen, zu wissen, wann wer ein wenig heraustreten kann, wer gerade im Vordergrund der Melodie, des Rhythmus, der Harmonie steht.

Daniel Landau
ist Lehrer und Dirigent

Musik des Lebens

Es geht darum, bei Proben ein gemeinsames Gefühl, eine gemeinsame Interpretation, zu entwickeln. Bei den Aufführungen schließlich ist das Einsatz geben, das Anzeigen von Tempo oder Dynamik der geringste Teil der Aufgabe als Dirigent. Es geht darum, sozusagen den Raum für die Musik aufzubereiten.

Ich jedenfalls verstehe in diesen Momenten meine Aufgabe darin, zu helfen, eine Atmosphäre auszubreiten, jeder Musikerin, jedem Musiker, zu ermöglichen, ihr oder sein Bestes zu geben. Als Gruppe dann, umgesetzt in einem Konzert, sei es im Orchester oder im Chor, geschieht im Idealfall etwas Wunderbares. Das Ganze wird hierbei mehr als die Summe der einzelnen Teile. Bei Musik wie im Leben an sich.

Hierzu ein Gedanke von Theodor Fontane: Man muss die Musik des Lebens hören. Die meisten hören nur die Dissonanzen.

Musik:

Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan: „Egmont op. 84“ - Ouvertüre in f-moll aus der Musik zu J. W. v. Goethes gln. Trauerspiel von Ludwig van Beethoven
Label: DG 4272562 (2 CD)