Bibelessay zu Johannes 16, 16 - 23a

Der dritte Sonntag nach Ostern, der den lateinischen Namen „Jubilate“ („Freuet Euch!“) trägt, ist erfüllt von österlicher Freude. Daran, dass dieser leuchtenden und überwältigenden Freude Trauer und tiefer Schmerz vorangehen, erinnert das Johannesevangelium.

In ganz eigener Weise erzählt es davon, dass Jesus wenige Stunden vor seiner Gefangennahme in Jerusalem das ausführliche Gespräch mit seinen Jüngern sucht und sie auf all das, was kommen wird, vorzubereiten sucht. Diese sogenannten „Abschiedsreden“ Jesu sind gerahmt von der Fußwaschung und dem Gebet Jesu für die Seinen.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin, Bibelwissenschaftlerin und Leiterin der Österreichischen Bibelgesellschaft

In einer „kleinen Weile“

Jesus selbst weiß in der Schilderung des Johannesevangeliums um seinen bevorstehenden Tod am Kreuz, für ihn die Erhöhung, der Weg zurück zum Vater, der auch den Weg für die Seinen bereiten wird. Jesus weiß auch um die Verunsicherung und die Ängste seiner Jünger, er nimmt diese ernst, aber spricht ihnen in ganz besonderer Weise Trost zu, insbesondere verspricht er, sie nicht alleine zu lassen, sondern ihnen nach Ostern in neuer Weise nahe zu sein – in der Sendung des Heiligen Geistes. Doch für Jesu Jünger scheint all das von Jesus Gesagte keinen rechten Sinn zu ergeben; sie verstehen ihn nicht, sind in Sorge, weil er sie verlassen wird, und vor allem in Sorge, wie es für sie selbst weitergehen mag.

Erfüllte Zeit
Sonntag, 7.5.2017, 7.05 Uhr, Ö1

Da spricht Jesus davon, dass sie ihn nicht mehr sehen werden und ihn dann doch wieder sehen werden; alles soll sich in jeweils „einer kleinen Weile“ ereignen. Ihn zu fragen, trauen sie sich offenbar nicht.

„Ich will Euch wiedersehen“

Jesus selbst ergreift die Initiative, seine so rätselhaft, so geheimnisvoll klingende Ankündigung dessen, was den Jüngern bevorsteht, zu entschlüsseln. Was „der Welt“, denen, die nicht an Jesus glauben, Freude bereitet, Jesu Tod am Kreuz, wird die Jünger in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen. Doch das wird eben nicht das Ende, sondern der Anfang sein. Ein Gleichnis, ein Bild, wählt Jesus, um zu verdeutlichen, was sich ereignen wird: So wie eine Geburt von qualvollen Schmerzen begleitet ist – die aber angesichts des neuen Lebens sogleich vergessen sind, so wird die Trauer über Jesu Tod der Anfang neuen Lebens sein.

Ganz rasch wird alles gehen, sehr bald wird er von ihnen gehen, doch nach einer weiteren „kleinen Weile“ ist alles neu. „Ich will Euch wiedersehen“ vergewissert Jesus seine Jünger – und mit ihnen die Leserinnen und Leser des Johannesevangeliums, die in Dunkel und Traurigkeit gefangen sind. Unvergängliche, zu Herzen gehende, alle Trauer überwindende und alles verwandelnde Freude verheißt Jesus. Da gibt es keine Fragen mehr, nur Freude.