Über die Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein

Guten Morgen! Wie geht es Ihnen? Brauchen Sie etwas? Oder haben Sie vielleicht einen Wunsch an sich selbst? Sich so etwas zu fragen lohnt sich, denn: Sie selbst sind der Mensch, mit dem Sie von morgens bis abends zusammen sind.

Gedanken für den Tag 15.5.2017 zum Nachhören:

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Daher gehört es zum Wichtigsten im Leben, mit sich selbst Freundschaft zu schließen. Doch wie geht das, mit sich selbst befreundet zu sein?

Eine zwischenmenschliche Freundschaft lebt von Interesse aneinander und davon, gemeinsam Zeit zu verbringen. In ähnlicher Weise gilt dies für die Freundschaft mit sich selbst. Zwar seufzen viele sehnsüchtig: „Hätte ich doch mehr Zeit für mich!“, aber häufig setzen sie ihren Wunsch nicht in die Tat um. Karl Valentin bringt es launig auf den Punkt: „Morgen gehe ich mich besuchen. Hoffentlich bin ich zu Hause!“

Melanie Wolfers
ist katholische Theologin, Autorin und Ordensfrau. Ihr jüngstes Buch „Freunde fürs Leben“ ist im adeo-Verlag erschienen.

Innerer Raum der Stille

Um mit sich selbst in Tuchfühlung zu kommen, braucht es einen regelmäßigen Check-In bei sich selbst. Es braucht den Mut zu Stille und Alleinsein. Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn Schweigen zur Stille wird? Stille hat eine beruhigende und heilende Kraft. Die Stimmen, die etwas von einem wollen und immer weiter treiben, verstummen: die Stimme des Ehrgeizes oder der Angst, nicht zu genügen. In der Stille lässt sich erleben: Ich kann einfach da sein, ohne etwas leisten oder machen zu müssen. Nichts und niemand will etwas von mir – nicht einmal ich selbst.

In dem Maß, in dem wir – immer wieder neu – den inneren „Raum der Stille“ aufsuchen, werden wir bei uns selbst ankommen. Ich persönlich erfahre dies auch als ein tief spirituelles Geschehen. Denn wenn ich näher zu mir selbst finde, erahne ich zugleich einen umfassenderen Grund, der mich und alles von innen her trägt. Und umgekehrt: Je mehr ich in Berührung komme mit dem göttlichen Geheimnis, umso mehr komme ich in Kontakt mit mir. Bernhard von Clairvaux schreibt: Geh deinem Gott entgegen bis zu dir selbst.

Musik:

Leningrad Cowboys: „Blue Swing“ von Sumen
Label: Chlodwig 211153