Alternative

Die meisten Menschen schätzen die Vorteile von schnell geschriebenen E-mails, aber sie sind auch schnell abgeschickt, manchmal zu schnell. Ein Brief ist langsam, wohl überlegt, und man muss sich Zeit nehmen, ihn zu schreiben. Von Zeit zu Zeit ist die Langsamkeit in der Kommunikation eine Wohltat.

Morgengedanken 20.5.2017 zum Nachhören:

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Ich muss zugeben: In der privaten Kommunikation bin ich gerne ein bisschen altmodisch. Ich schreibe gerne Briefe und freue mich immer, wenn mir der Briefträger noch einen richtigen Brief bringt. Es ist auch immer wieder schön, wenn in die Redaktion noch ein echter Leserbrief flattert. Manchmal sind sie sogar noch handgeschrieben. Und wenn er in Kurrent verfasst ist, bestaunt ihn die ganze Redaktion.

Gerald Heschl
ist Chefredakteur der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“

Zeit für einen Brief

Ich finde, alte Briefe strahlen eine besondere Faszination aus. Schon die verschnörkelte Schrift zeigt den Respekt und die Wertschätzung gegenüber dem Adressaten. Heute sind die Anreden natürlich weniger ergeben. Für einen Brief muss sich der Schreiber Zeit nehmen, er liest ihn vor dem Absenden noch einmal durch, und in jedem Fall ist so ein Stück Papier ein Zeichen der besonderen Hochachtung.

Selbstverständlich kann auch ein E-mail mit Wertschätzung, Respekt und Hochachtung verfasst werden. Sollte es sogar. Aber ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, dass ich auf ein Mail allzu rasch antworte. Ich nehme mir nicht die notwendige Zeit dafür. Das E-mail verleitet dazu, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Das ist dann selten geprägt vom notwendigen Respekt. Entschleunigung ist gerade in der elektronischen Kommunikation ein Schlüsselwort geworden.

Ich lade Sie ein: Denken Sie an einen lieben Menschen, mit dem Sie schon länger keinen Kontakt mehr hatten. Nehmen Sie sich Zeit und schreiben Sie ihm oder ihr einen Brief. Sie werden staunen, wieviel Freude Sie damit auslösen!