„Allah und Abendland“: Bosnien

Popkultur und Petrodollars – Bosniens Islam im Spannungsfeld

Bosnien-Herzegowina gilt als das „Sorgenkind“ der Westbalkan-Region. Von einem Zusammenwachsen der ethnisch-religiösen Gemeinschaften und der drei regional-politischen Einheiten kann kaum die Rede sein. Die Wirtschaft liegt darnieder, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Arabischer Tourismus und Investitionen in Milliardenhöhe sind willkommen, aber es gibt auch Stimmen, die die säkulare Ordnung durch den Zuzug arabischer Muslime und Musliminnen gefährdet sehen.

Tao
Samstag, 10.6.2017, 19.05 Uhr, Ö1

Der in Bosnien gelebte Islam hat sich im 20. Jahrhundert modernisiert und wurde im ehemaligen Jugoslawien stark eingeschränkt. Im Balkankrieg der 1990er Jahre kämpften arabische Salafisten an der Seite bosnischer Muslime; ihr Einfluss ist gegenwärtig über Moscheen spürbar, die mit Geld aus dem Golf wiedererrichtet wurden.

Kopftücher sind auf Sarajevos Flaniermeile selten, aber in den neuen Shopping Malls gehören Männer und Frauen in arabischer Kleidung zur luxuriösen Käuferschaft. Abends dringt aus bosnischen Cafés heiße Pop-Musik – doch in manchen Lokalen muss man ihr ohne alkoholische Getränke lauschen – eine Trendwende? Wie auch immer – NGOs und Religionsgemeinschaften bemühen sich um Ausgleich. Überlebt hat der mystische Islam Bosniens, der sogenannte Sufismus, der sogar für entwurzelte Exkommunisten attraktiv ist. Vielleicht könnte er auch dem Salafismus widerstehen.

Gestaltung: Lise Abid

Tao 10.6.2017 zum Nachhören:

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