Bibelessay zu Apostelgeschichte 8, 5 - 8. 14 - 17

„Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen Heiligen Geist“ (V.17). Rechtzeitig – in zwei Wochen ist ja Pfingsten – rechtzeitig vor seinem Hochfest tritt er also im Text der Lesung auf, der Heilige Geist.

Mich fasziniert immer wieder, wie jede Kultur die Erfahrung des Göttlichen anders zur Sprache bringt. Die lateinische Bibelübersetzung nennt es „Spiritus Sanctus“, ein Maskulinum, ein ‚Er‘, wie auch im Deutschen: der Geist, der Atem, der Hauch. „Pneuma Hagion“ steht im griechischen Original, ein Neutrum, ein ‚Es‘: das Geistige, das Atmen, das Prinzip des Lebens. Und welches Sprachspiel bietet das hebräische Erste Testament? „Ruách“ ist dort zu lesen, ein Femininum, eine ‚Sie‘: die Schöpfungskraft, die Lebensspenderin, die Begeisterung.

Josef Schultes
ist katholischer Theologe und Bibelwissenschaftler

Sie verkündeten das Wort

Der Heilige Geist und die Diakone: „Die Apostel beteten für sie und legten ihnen die Hände auf“ (Apg 6,6b): So heißt es, als der Evangelist Lukas die Diakone vorstellt. Sie sollten die Apostel unterstützen und soziale Dienste übernehmen. Eine neue Institution, notwendig in der wachsenden Gemeinde von Jerusalem. Charakterisiert werden die sieben Diakone mit pneuma kai sophia, „voll Geist und Weisheit” (Apg 6,3). Als erster wird Stephanus genannt – bestens bekannt durch den Stephansdom in Wien; doch schon an zweiter Stelle folgt Philippus, nicht zu verwechseln mit dem Apostel. Wie alle Diakone trägt auch er einen Namen, der auf eine griechische Herkunft verweist. Von Stephanus ist zu lesen: “Voll Gnade und Kraft tat er Wunder und große Zeichen unter dem Volk” (Apg 6,8). Fast gleichlautend von Philippus: „Die Volksmengen sahen die Zeichen, die er tat... viele Lahme und Kranke wurden geheilt“ (Apg 8,6f)

Erfüllte Zeit
Sonntag, 21.5.2017, 7.05 Uhr, Ö1

Heilsamer Diakon Philippus. Ich bewundere den Evangelisten Lukas, wie und wo er dessen Geschichte einbaut. Zunächst schildert er das Wirken des Stephanus, dann lässt er ihn vor dem Hohen Rat eine Apologie, eine Verteidigung halten: die längste Rede der Apostelgeschichte, volle 52 Verse! Und schließlich, mitten im dramatischen Geschehen um den ersten Märtyrer, steht folgendes, exakt vor unserer eben gehörten Perikope: „Saulus aber willigte in seine Tötung mit ein. An jenem Tag brach eine schwere Verfolgung über die Kirche in Jerusalem herein. Alle wurden in die Gegenden von Judäa und Samárien zerstreut, mit Ausnahme der Apostel … Die Gläubigen aber zogen umher und verkündeten das Wort.“ (Apg 8,1.4). Einer von ihnen: Diakon Philippus.

Sakrament der Firmung

Der Evangelist Lukas stellt einleitend sein Wirken so dar: „Philippus kam in die Hauptstadt Samariens und verkündigte dort Christus“ (V.5). Ein lapidarer Satz, der keine leichte, aber eine wichtige Station von der Juden- zur Heidenmission umschreibt. Ein nächster Schritt: „Die dem Philippus Glauben schenkten, der das Evangelium vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, die ließen sich taufen, Männer wie Frauen“ (V.12). Und schließlich, wieder Lukas wörtlich: „Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin“ (V.14). Etwas schmunzelnd frage ich mich: gleich zwei Bischöfe auf Visitationsreise?

„Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen Heiligen Geist“ (V.17). Apostelgeschichte, bleibend aktuell: im Sakrament der Firmung, das jungen Menschen gespendet wird. In diesen Tagen vor und zu Pfingsten...