Gerechtigkeit im Blick

Einander Vorwürfe zu machen, hilft niemandem. Der Tatzmannsdorfer Pfarrer Dietmar Stipsits bringt in Erinnerung, dass Jesus anders gehandelt hat.

Morgengedanken 6.7.2017 zum Nachhören:

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In der Zeit, in der Papst Johannes XXIII. noch Patriarch von Venedig war, erhielt er eines Tages den Hinweis, einer seiner Priester sei Alkoholiker. Darauf erklärte der damalige Angelo Roncalli seinem Sekretär: „Da müssen wir hin!“ Vor dem Pfarrhof angekommen, verwies man die beiden ins nächste Gasthaus, und Angelo Roncalli schickte seinen Sekretär, den Priester zu holen. Einige Minuten später kam der Sekretär mit dem Priester aus dem Gasthaus, und Johannes ging mit ihm in den Pfarrhof. Johannes bot dem Priester einen Stuhl an und sagte: „Bruder, setz dich. Ich möchte nämlich bei dir beichten.“

Dietmar Stipsits
ist röm.-kath. Pfarrer des burgenländischen Seelsorgeraumes Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf

Ermutigung

Nicht sein Suchtproblem ist das Thema, auch keine Vorwürfe. Da setzt sich sein Vorgesetzter Seite an Seite neben den Priester und bekennt seine eigenen Unzulänglichkeiten und seine Schuld. Ich denke, dass diese Begegnung etwas aufleuchten lässt von der etwas anderen Gerechtigkeit Jesu und seiner Barmherzigkeit, die nicht Vergangenes aufrechnet oder demütigt, sondern die aufbaut und ermutigt, die tatsächlich gesund macht.

Gesund lebt, wer so handelt, wie Jesus gehandelt hat. Gesund lebt, wer die größere Gerechtigkeit Jesu im Blick hat.