Wider die Beschleunigung

In meiner Kaplanszeit hat mich die Bemerkung eines Bischofs eigenartig berührt. Er meinte, dass der Priestermangel nicht so tragisch sei, denn wir könnten ja dank des Autos Zeit sparen und viel mehr tun.

Aber kann man so einfach rechnen? Die zeitsparenden Erfindungen beschleunigen ja letztlich oft nur unser Lebenstempo. Das Leben wird schneller, nicht unbedingt besser. Ein bewusster Blick auf die Straße zeigt es: Wir gehen zu schnell, kaum ein Lächeln ist zu sehen, eher verbissene Mienen. Das Leben wird nicht intensiver, wenn man möglichst viel „hineinpackt“. Im Gegenteil: Wir nehmen dann nur mehr wenig von dem Vielen auf. Sinnvolle Pausen wären angesagt. Pausen wären ja durch die zeitsparenden Errungenschaften möglich. Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr.

Gilbert Schandera
ist Pfarrmoderator in Reichenau im Mühlkreis

In der Sonne liegen

Dazu eine bekannte „Geschichte“ von Heinrich Böll: Ein Fischer liegt am Nachmittag in der Sonne. Ein Geschäftsmann kommt und fragt ihn, was er mache. Der Fischer antwortet: „Ich habe vormittags gefischt. Jetzt lebe ich und freue mich an Gottes Welt.“ Der Geschäftsmann: „Ja, sollten Sie nicht auch am Nachmittag arbeiten, da würden Sie mehr verdienen?“ Der Fischer: „Und was könnte ich mit noch mehr Geld machen? Die Antwort: „Sie könnten auf Urlaub fahren und sich in die Sonne legen.“ Der Fischer drauf: „Aber das mache ich ja gerade.“

Morgengedanken 12.7.2017 zum Nachhören:

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