„Das Mark des Lebens aussaugen“ - Henry David Thoreau
Gedanken für den Tag 11.7.2017 zum Nachhören:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Er berichtet darüber in seinem berühmten Buch „Walden oder Leben in den Wäldern“. Bewundert und nachgeahmt in jeder neuen Generation, ist es ein Plädoyer für ein einfaches, freies Leben abseits vom Getriebe der Welt. Er wollte der Natur nahe sein und gleichzeitig seine Bedürfnisse auf das Notwendigste beschränken.
Susanne Schaup
ist Anglistin, freie Autorin und Übersetzerin
Das Leben ist zu kostbar
Es war eine existentielle Entscheidung, sich im Wald an einem kleinen See eine Hütte zu bauen, ein paar Gemüsebeete anzulegen und vom Ertrag dieser Mini-Landwirtschaft zu leben. Das Experiment begann am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, des Jahres 1845 und dauerte genau 2 Jahre, 2 Monate und 2 Tage. In seinem Buch legt er Rechenschaft ab:
„Ich zog in die Wälder, weil ich bewusst leben, mich nur mit den wesentlichen Dingen des Lebens auseinandersetzen wollte, ob ich das nicht lernen konnte, was es mich zu lehren hatte, um nicht auf dem Sterbebett einsehen zu müssen, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das Leben, was kein Leben war, denn das Leben ist zu kostbar. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen und so standhaft und spartanisch leben, um alles, was nicht Leben war, davonzujagen. Ich wollte einen breiten Schwaden dicht am Boden mähen, das Leben in die Enge treiben und auf seinen einfachsten Nenner bringen, und wenn es sich als gemein erwiese, dann wollte ich seine ganze unverfälschte Niedrigkeit ergründen und sie der Welt kundtun. War es aber erhaben, so wollte ich dies selbst erfahren und wahrhaft darüber berichten.“
Buchhinweis:
Henry David Thoreau, „Leben aus den Wurzeln – Die Inspiration der Stille als Weg zum Wesentlichen“, übersetzt und eingeleitet von Susanne Schaup, Verlag Herder Spektrum
Musik:
Rooner Meye: „Indian Summer“ von Kranner, Label: Shamrock