Der Klang von Gelächter

Schon als Fünfzehnjährige hat die 1775 in Südengland geborene Jane Austen satirische Texte verfasst, in denen sie sich über feine Damen lustig machte, die auf dem Sofa in Ohnmacht fielen.

Gedanken für den Tag 21.7.2017 zum Nachhören:

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„Aber was ist das für ein Ton, der nie mit dem übrigen verschmilzt, der deutlich und unüberhörbar das ganze Buch durchklingt?“, fragte Virgina Woolf und antwortete: „Es ist der Klang von Gelächter. In seiner Ecke lacht das fünfzehnjährige Mädchen über die Welt.“

Brigitte Schwens-Harrant
ist katholische Theologin, Germanistin und Feuilletonchefin der Wochenzeitung „Die Furche“

Eine grandiose Schule der Wahrnehmung

Auch wenn sich die Art des Gelächters im Lauf der Zeit veränderte, das Schreiben von Jane Austen ausgefeilter wurde: Diesen Klang, den satirischen Ton, findet man auch in den Texten der erwachsenen Schriftstellerin, am deutlichsten vielleicht in ihrem Roman „Stolz und Vorurteil“. Austen selbst empfand ihn als eher „zu leicht, zu heiter, zu spritzig“, doch er wurde möglicherweise gerade deshalb zu ihrem berühmtesten und beliebtesten Werk. Kein Wunder, denn selten wurden derart humorvoll und präzise in komödienreifen Dialogen die Gesellschaft seziert, Beziehungen analysiert, Menschen skizziert.

Keine Konversation ist vor Jane Austens scharfer Beobachtungs- und Beschreibungsgabe sicher. Ihre Werke sind 200 Jahre alt und trotzdem heute noch eine grandiose Schule der Wahrnehmung. Wie oft wird etwas anderes gesagt, als gemeint ist, oder gehört, als gesagt wird. Gefühle werden verborgen, absichtlich und unabsichtlich, Missverständnisse führen auf Umwege, Intrigen zu Leid. Sprache, die das alles bewirken kann, ist nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch Briefe oder Gesten. Kleinigkeiten können Großes aussagen, wenn man sie nur bemerkt, das Wegrücken eines Stuhls etwa kann das Gegenteil dessen sagen, was gerade gesprochen wird.

Und damit das alles nicht zu moralisch wird, hört man hinter all dem den Klang von Gelächter. Das hilft ungemein.

Musik:

Filmorchester unter Leitung von David Snell: „The dance“ aus: EMMA / Original Filmmusik von Rachel Portman / V: Jane Austen
Label: Miramax / Hollywood Records 1620692