„Schwester, Mutter Erde“

Wenn die Sonne allzu gnadenlos herunterbrennt, und die Hitze neue Rekordwerte erreicht – dann hat der eine oder die andere zwar keine Freude damit, aber der Sommer bleibt doch die „schöne Jahreszeit“. Den „Bruder Sonne“ hat schon Franz von Assisi besungen.

Zum Sommer gehören Sonnenschein und ein intensiveres Erleben der Natur. Aus diesem Grund will ich diese Woche mit dem Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi beginnen. Der Ordensgründer hat dieses Loblied auf Gott und seine Schöpfung gegen Ende seines Lebens in altitalienischer Sprache verfasst.

Wolfgang Palaver
ist katholischer Theologe und Sozialethiker, Universität Innsbruck

„Laudato si, mi signore“

Nach dem Lobpreis des höchsten, allmächtigen und guten Gottes beginnen die weiteren Strophen mit den bekannten Worten „Laudato si, mi signore“, zu Deutsch „Gelobt seist du, mein Herr“. Durch all seine Geschöpfe soll Gott gepriesen werden. Am Beginn steht „Bruder Sonne“ – im Italienischen hat die Sonne männliches Geschlecht:

„Bruder Sonne, welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
Von dir, Höchster, ein Sinnbild.“

Kosmische Geschwisterlichkeit

Schwester Mond schließt an Bruder Sonne an und dann stehen sich Bruder Wind und Schwester Wasser sowie Bruder Feuer und Schwester, Mutter Erde, gegenüber.

Als Brüder und Schwestern bezeichnet Franz von Assisi die Geschöpfe Gottes in seinem Lobgesang. Eine kosmische Geschwisterlichkeit ruft uns dazu auf, in allen Geschöpfen ihren Eigenwert zu erkennen. Es geht nicht um bloße Nutzobjekte für uns Menschen. Und die alte vergöttlichte Erde verwandelt sich in eines der geschwisterlichen Geschöpfe, darum „Schwester, Mutter Erde“.

Morgengedanken 23.7.2017 zum Nachhören:

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