Zwischen den Zeilen

„Tränen können Freude ausdrücken, aber auch Schmerzen“. Paul Watzlawick unterscheidet in Axiom Nummer vier der menschlichen Kommunikation zwischen analogen und digitalen Modalitäten.

Gedanken für den Tag 28.7.2017 zum Nachhören:

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Mit “digital” meint er jedoch nicht Facebook und andere soziale Medien und Netzwerke. Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Weisen, in denen Objekte dargestellt und somit zum Gegenstand von Kommunikation werden können. Sie lassen sich entweder durch eine Analogie – zum Beispiel durch eine Zeichnung – ausdrücken oder durch Namen oder Zahlen. Nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen Äußerungen (z. B. Lächeln, Wegblicken,...) teilen etwas mit.

Roland Fürst
ist Sozialwissenschaftler und lehrt an der FH Burgenland

Gebot der Kongruenz

Analog bezeichnet Paul Watzlawick die nonverbale Kommunikation bzw. die Beziehungsebene. Deshalb kann für Watzlawick die Beziehungsebene auch mehrdeutig sein. Die inhaltliche Ebene definiert er als die digitale Ebene. Für ihn besteht die “komplette” Kommunikation aus Inhalt und aus Gesten, aus Sprechweise und aus Mimik. Mit der analogen Komponente eines Satzes kann man den Gesprächspartnern etwas „zwischen den Zeilen“ mitteilen. Im idealen Fall der Kommunikation sollen sich die digitale (verbale) und die analoge (nonverbale) Kommunikationsebene nicht widersprechen. Dies nennt man das Gebot der Kongruenz, wenn analoge und digitale Kommunikation also deckungsgleich sind.

Es gibt eben Tränen des Schmerzes und der Freude und ein Lächeln kann Sympathie oder Verachtung ausdrücken. Analoge Kommunikation ist mehrdeutig und kann unterschiedlich entschlüsselt werden. Durch mögliche Fehlinterpretationen können Konflikte zwischen den Kommunikationspartnern entstehen und Kommunikation kann dadurch auch eskalieren. Insofern hat die digitale Kommunikation dann doch etwas mit den neuen Sozialen Medien wie Facebook zu tun, wo wir jeden Tag Zeuge von Fehlinterpretationen und Kommunikationseskalationen werden können.

Musik:

Swingle Singers: „Prelude et fugue“, nach Präludium und Fuge Nr. I in C-Dur BWV 846 aus „Das wohltemperierte Klavier I“ von Johann Sebastian Bach
Label: Philips 8247032