Der Tod

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Ingmar Bergman in seinem Haus auf der Insel Farö. Mit seinem Schwiegersohn, dem Schriftsteller Henning Mankell, sah er sich dort über 100 Kinofilme an.

Gedanken für den Tag 5.8.2017 zum Nachhören:

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Mankell machte sich Notizen und wollte über diese Filmgespräche ein Buch schreiben. Doch dazu kam es nicht mehr. „Ich werde lang tot sein“, sagte Mankell, als es schlecht um ihn stand. Das gilt, weil es für alle gilt, auch für Ingmar Bergman.

Alles ist möglich

„Sarabande“ aus dem Jahr 2003 ist der letzte Bergman-Film. Nach drei Jahrzehnten treffen die Protagonisten von „Szenen einer Ehe“, gespielt von Liv Ullmann und Erland Josephson, erneut aufeinander. Auch im hohen Alter hat Bergman nicht aufgehört, die Begegnung der Geschlechter, ihre Suche nach Nähe und Intimität, zu erforschen. Seine Direktheit ist schmerzlich und befreiend zugleich. „Ich glaube, ich habe richtig Angst“, sagt Johan, als er im Nachthemd an der Tür zu Mariannes Zimmer steht. „Die Angst ist viel stärker als ich. Sie dringt aus allen Löchern.“ Marianne tröstet ihn.

Christian Rathner
ist Filmexperte und Journalist

Über Bergmans Abschied erzählt Liv Ullmann, die fünf Jahre lang auch seine Lebensgefährtin war: „Plötzlich stand er am Ausgang des Studios und sagte: Auf Wiedersehen. Und dann ging er. Und nahm einen Flug nach Farö und kam nie zurück. So endete das große Abenteuer für alle, die die Ehre hatten, mit ihm arbeiten zu dürfen.“

In „Das siebente Siegel“ fragt ein Schauspieler, der auf einem Ast sitzt: „Gelten für Gaukler nicht besondere Regeln?“ „Es gibt keine besonderen Regeln für Schauspieler“, sagt der Tod und sägt den Baum um. Es gibt keine besonderen Regeln für Künstler. Aber Bergmans filmisches Werk ist da und inspiriert, es wird studiert und diskutiert, es ermutigt zu neuem Schaffen. Am Ende von „Fanny und Alexander“ zitiert die Großmutter, eine frühere Schauspielerin, aus „Ein Traumspiel“ von August Strindberg, einem Lieblingsstück Bergmans. Dort heißt es:

Alles ist möglich und wahrscheinlich.
Zeit und Raum existieren nicht.
Auf einem unbedeutenden wirklichen Grund
Spinnt die Phantasie weiter und webt neue Muster.

Musik:

Erik T. Tawaststjerna/Klavier: „Le berger op. 58 Nr. 4 für Klavier“ von Jean Sibelius
Label: BIS CD 195