Gierige Nörgler

Ob Stau auf der Autobahn – oder ein Problem bei der Buchung: Reisen dauern oft länger als geplant. Das war schon in biblischen Zeiten so. Die logische Folge: Kritik am Reiseleiter / an der Reiseleiterin. Und Mitreisende, die am Frühstücksbuffet nicht genug bekommen konnten, gab es damals auch schon.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas erzählen. Das war bereits in biblischer Zeit der Fall, als es noch keinen modernen Tourismus gab. Liest man Reisegeschichten aus der Bibel, fühlt man sich an manche Reiseerfahrungen von heute erinnert. Unzufriedene Mitreisende, die an allem etwas auszusetzen haben, gab es beispielsweise schon in biblischer Zeit.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Leiterin der Österreichischen Bibelgesellschaft

Unmut macht sich breit

Eine der längsten Reisen, von denen die Bibel erzählt, sollte gar vierzig Jahre dauern – so war es allerdings nicht geplant. Das Volk Israel war unter der Leitung von Mose und der Zusage von Gottes Gegenwart aufgebrochen aus der Sklaverei in Ägypten. Das ihnen nacheilende ägyptische Heer konnte ihnen dank göttlichen Eingreifens nichts antun. Endlich: Befreit, in Sicherheit.

Doch: Die Reiseerfahrungen scheinen nicht ganz den Erwartungen zu entsprechen, Unmut macht sich breit, man hat sich mehr erhofft. Es beginnt damit, dass man sich in der Wüste wiederfindet – und sauberes Trinkwasser nicht auf Anhieb zu finden ist.

Brot vom Himmel, Manna und Wachteln

Kritik am Reiseleiter Mose macht sich breit. Kaum ist mit Gottes Hilfe Trinkwasser gefunden, gibt es Kritik an der Verpflegung. Man sehnt sich zurück nach dem Gewohnten, nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“. Auf wunderbare Weise ist jedoch die Versorgung auch in der Wüste gesichert – Brot vom Himmel, Manna und Wachteln gibt es. Genug für alle. Jeden Tag aufs Neue – genug für den Tag.

Und doch – einige raffen mehr, als sie für einen Tag benötigen. Das zu viel Gesammelte verdirbt. Eine wunderbare Geschichte von Gottes Fürsorge – und eine Geschichte von Nörglern und Gierigen, auch und gerade auf Reisen.