Stimme des Volkes werden

„Angesichts der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ungerechtigkeiten darf die Kirche nicht schweigen. Würde sie schweigen, würde sie sich zum Komplizen machen!“ Aus dieser Einsicht heraus entwickelte Erzbischof Romero eine ganz eigene Form der Predigt.

Gedanken für den Tag 18.8.2017 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Die Medien wurden damals in El Salvador von der herrschenden Schicht und der Militärregierung komplett kontrolliert. Sie berichteten nicht über die vielen Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten im Land.

P. Franz Helm SVD
ist katholischer Theologe vom Orden der Steyler Missionare

Stimme der Wahrheit

Daher verband Oscar Romero in seinen Sonntagspredigten die Auslegung des Wortes Gottes mit einem Bericht über die „Hechos de la semana“, die Ereignisse der Woche. Ein Team von Juristen hatte die Menschenrechtsverletzungen der Woche genau recherchiert und dokumentiert. Minutiös zählte der Erzbischof diese Ereignisse auf. Er berichtete von Übergriffen der Polizei oder der Militärs, von Entführungen und Ermordungen und nannte die Orte und soweit möglich auch die Namen. Die Bevölkerung des ganzen Landes hing mit dem Ohr an den Radiogeräten, wenn Romero predigte. Seine Stimme war die Stimme der Wahrheit, die von Regierung und Oligarchie verschwiegen wurde.

Romero war überzeugt: Es gehört zur prophetischen Mission der Kirche, inmitten der generalisierten Lüge die Wahrheit zu sagen. Dafür nahm er bewusst auch Konflikte in Kauf. Er sagte einmal: „Predigen ist relativ einfach … Aber wenn es darum geht, dass das Wort Fleisch annimmt und lebendig wird in einer Diözese und in einer Gemeinde, und wenn man die konkreten Dinge nennt, die im Widerspruch zum Wort Gottes stehen, dann entstehen Konflikte.“ Und noch ein Wort von Romero, das seine Überzeugung gut auf den Punkt bringt: „Die Kirche ist das Salz der Erde, und wo es Wunden gibt, muss dieses Salz brennen!“

Musik:

Los Malaguenos: „Tientos für 2 Gitarren"
Label: Harmonia Mundi HMA 190965