Heiliger Martin

Wenn man gefragt wird, was es bedeutet, gut zu sein, dann sinnt man buchstäblich auch über sich selbst nach; was hat man gedacht, was hat man getan, welchen Gefühlen gab man nach, welche Werte hat man vertreten, wer ist eines Vorbild?

Gedanken für den Tag 1.9.2017 zum Nachhören:

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Persönlich denke ich dabei an meinen Namenspatron, den heiligen Martin, der mich schon von klein auf fasziniert hat, weil er nicht seinen ganzen Mantel, sondern nur den halben an den Bettler vor den Stadttoren abgegeben hat und eine Hälfte für sich selbst behielt, aber dennoch als barmherzig und somit als gut verehrt wird. Bis heute frage ich mich, was ich davon lernen kann; was ist die Lehre dieses Heiligen, der im Gutsein eine Portion Eigensinn und Vernunft behalten hat, indem er nämlich begriff, dass sein Mantel nicht nur ihn oder den Bettler wärmen konnte, sondern sie beide vor der Kälte des Winters schützte?

Martin Kolozs
ist Schriftsteller und Philosoph

Im Kleinen wirken

Vielleicht ist es diese: Gut zu sein, bedeutet nicht, sich selbst um eines anderen willen völlig aufzugeben, da es keine Veränderung – keinen Wandel zum Guten – bringt, wenn man ein Leid durch ein anderes ersetzt. Gut zu sein bedeutet ebenfalls nicht, mehr zu tun, als man tatsächlich und von Herzen kann; oder wie es Papst Franziskus sagte: „Die Heiligkeit besteht nicht darin, außergewöhnliche Dinge zu tun, sondern Gott wirken zu lassen. Sie ist die Begegnung mit der Kraft seiner Gnade in unserer Schwäche, sie ist das Vertrauen in sein Wirken, das uns erlaubt, in Barmherzigkeit zu leben.“

Gut zu sein bedeutet also auch, im Hinhören auf die eigene innere Stimme, dasjenige Gute zu tun, das möglich ist; im Kleinen zu wirken, im Alltäglichen und im Augenblick. Dieses Gutsein beendet zwar keine Kriege, stillt nicht den Welthunger und schafft keine Gerechtigkeit für alle, aber es kann Nachbarn versöhnen, einen Obdachlosen satt machen und es schaffen, dass Einzelne sich wie Menschen behandelt fühlen.

Musik:

Filmorchester unter der Leitung von J.A.C. Redford und Carl Johnson: „Seven angels of Vengeance“ aus: THE MAGNIFICENT SEVEN / Original Filmmusik von James Horner und Simon Franglen
Label: Sony Music/Sony Classical 889853462025