„Die Mitte der Tora" – Das unbekannte Buch Levitikus

Begibt man sich auf die Suche nach dem Herzstück der hebräischen Bibel oder des sogenannten Alten oder Ersten Testaments, wo würde man landen?

Zuerst einmal in der Tora, also in den fünf Büchern Mose. Und in deren Mitte würde man wiederum das dritte der fünf Bücher, Levitikus, entdecken. Es sind nicht die fesselnden, dynamischen Geschichten wie im Buch Genesis oder Exodus, die Levitikus ausmachen.

Logos
Samstag, 9.9.2017, 19.05 Uhr, Ö1

„Du sollst deinen Nächsten lieben...“

Doch dieses biblische Buch im Zentrum der Tora führt auch ins Zentrum der Gottesbegegnung. Im Judentum wurde und wird Levitikus („Wajikra“) stark rezipiert, vielfach kommentiert und interpretiert. Im traditionellen religiösen Unterricht werden jüdische Kinder immer noch als Erstes mit dem Beginn des dritten Buches Mose vertraut gemacht. Es enthält zudem viele Vorschriften und Regeln für eine ideale, jüdische Lebensweise wie etwa Speisevorschriften. Das Buch bietet also auch heute noch die Grundlage für die religiösen Gesetze, an denen sich jüdisches Leben orientiert.

Im Christentum ist es bis heute vielerorts unbekannt und unterschätzt geblieben. Manchen erscheint es sperrig. Die Leseordnung für die katholischen Gottesdienste enthält beispielsweise nur zwei winzige Abschnitte aus diesem Text. Darin kommt allerdings ein unumstößliches, umfassendes Grundprinzip jüdischer und christlicher Ethik vor: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Lev 19, 18) Dieses explizite Liebesgebot, das nicht zuletzt Jesus von Nazareth zitiert hat, und dessen Interpretationen sorgen nach wie vor für kontroverse Diskussionen – nicht nur seit der sogenannten Flüchtlingskrise.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Logos 9.9.2017 zum Nachhören:

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