Gebet für 50 plus

Altwerden ist nichts für Feiglinge – sagt der Volksmund. Altwerden ist sicher nicht leicht – das beklagt heute bereits die eine oder der andere 30-Jährige. Die Heilige Teresa von Avila hat sich damit schon im 16. Jahrhundert auseinandergesetzt.

Morgengedanken 17.10.2017 zum Nachhören:

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Ich liebe den Herbst. Oder besser: den frühen Herbst mit strahlenden Oktobertagen und bunten Blättern, die im Föhnwind tanzen. Der späte Herbst mit kahlen Bäumen und nebligen Tagen ist nicht mein Fall. Er erinnert so intensiv an die Vergänglichkeit des Lebens.

Elisabeth Rathgeb
ist Leiterin des Seelsorgeamtes der römisch-katholischen Diözese Innsbruck

Abgesehen davon, dass es ein Glück ist, überhaupt alt werden zu dürfen, ist auch klar: Altwerden ist nichts für Feiglinge. Da imponiert mir Teresa von Avila, die Karmelitin aus dem 16. Jahrhundert, mit ihrem humorvollen Gebet für ältere Menschen:

„Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer regeln zu wollen. Mach mich nachdenklich, aber nicht schwermütig, hilfsbereit, aber nicht bestimmend. Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und hilf mir, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu – und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Lehre mich, Gutes an unerwarteten Orten zu sehen und ungeahnte Talente in anderen zu entdecken. Und verleih mir, oh Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.“