Tod und Religion

Wer über den Tod nachdenkt, der wird an einem Punkt immer auf die Religion kommen. Tod und Religion sind in unserer Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden.

Wer unter anderen lebt, für den wird der Tod dieser anderen zu einer unentrinnbaren Wirklichkeit und damit zu etwas, das durch feste Rituale geregelt wird. Es gibt den Hinterbliebenen Trost und es soll auch ein wenig Antwort darauf geben auf die Frage: Was passiert nach dem Tod?

Glauben steigert das Wohlbefinden

Immer weniger Menschen in Europa glauben an ein Jenseits. Das heißt auch, dass alles in diese etwa 70 bis 80 Jahre gepackt werden muss. Dinge in einem nächsten Leben anders oder etwas ganz anderes machen zu können ist keine Option mehr. Das macht dieses Leben einerseits kostbarer, auf der anderen Seite muss darin aber auch alles untergebracht und erledigt werden. Der Soziologe Hartmut Rosa hat gesagt: „Beschleunigung wird zum Ewigkeitsersatz.“

Saskia Jungnikl
ist Journalistin und Autorin

Gleichzeitig ist die Frage vielleicht weniger woran geglaubt wird, sondern warum wir glauben. Man muss nicht an Gott glauben, um zu glauben. Man muss nicht an ein Jenseits glauben, um zu glauben. Selbst wenn ich daran glaube, dass es nichts mehr gibt – glaube ich. Glauben ist geistiges Vermögen. Ich kann mich in alles hineindenken, in ein Nichts nach diesem Sein, in einen gelenkten Plan von einem Gott. Ich kann glauben ohne Ende, ohne jede Begrenzung, man könnte verrückt werden von all den Gedanken, die ich glauben kann und deshalb sucht der Mensch Begrenzungen.

Er sucht Sicherheit, eine sinnhafte Antwort auf seine Glaubensmöglichkeiten, er will an etwas glauben, das er akzeptieren kann. Er sucht eine transzendente Heimat, wie das Religionspsychologen nennen. Der Mensch, der eine solche transzendente Heimat hat, wird mit dem Leben, mit den Herausforderungen und Aufgaben des Alltags leichter fertig. Wer glaubt, fühlt sich wohler. Glauben steigert das subjektive Wohlbefinden, egal ob Atheist oder nicht. Der Atheist glaubt daran, dass es keinen Gott gibt. Aber daran glaubt er.

Buchhinweis:

Saskia Jungnikl, „Eine Reise ins Leben oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden“, Fischer-Verlag

Musik:

David Nadien/Violine und New York Philharmonic unter der Leitung von Leonard Bernstein: „Greensleeves“ - Fantasie für Violine, Harfe und Orchester über das englische Volkslied aus „Sir John in Love“ von Ralph Vaughan Williams, arrangiert von Ralph Greaves
Label: Sony Classical SK 62617