„Zwischen Jerusalem und Rom“

Themen: Jüdisch-katholischer Dialog in Österreich; Sibylle Lewitscharoff über Martin Luther; Geschichte des Christentums in Tunesien; Bibelessay von Christoph Weist

„Zwischen Jerusalem und Rom“ – Eine bedeutsame Erwiderung

Es war ein klares Bekenntnis zum jüdisch-christlichen, genauer jüdisch-katholischen Dialog, schwarz auf weiß festgehalten: Vor kurzem hat der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Arie Folger dem römisch-katholischen Kardinal Christoph Schönborn ein wohl historisches Dokument überreicht. Es trägt den Titel „Zwischen Jerusalem und Rom“ und ist eine Erwiderung von großen orthodoxen Rabbiner-Organisationen auf das kirchliche Konzilsdokument „Nostra Aetate“ aus dem Jahr 1965. Dieses hatte damals die Position der römisch-katholischen Kirche zu nicht-christlichen Religionen und vor allem zum Judentum neu bestimmt. Kerstin Tretina berichtet vom Festakt im Wiener Rabbinat.

„Ein Mann des Entweder-Oder“ – Sibylle Lewitscharoff über Martin Luther

„Martin Luther war jemand, der gern auf den Tisch haute. Er besaß kein gemäßigtes Temperament, sondern war ein Mann des Entweder-Oder.“ Mit dieser These konfrontierte die Berliner Autorin und Religionswissenschaftlerin Sibylle Lewitscharoff die Gäste beim diesjährigen Reformationsempfang im voll besetzten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Anlass des Empfangs waren die Feierlichkeiten zum Beginn der Reformation vor genau 500 Jahren. Damals hatte Luther durch die Veröffentlichung von 95 Thesen zur Erneuerung der Kirche maßgebliche Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft angestoßen. In ihrer Festrede unter dem Titel „Die Reformation als Sprachereignis“ unterstrich Lewitscharoff die sprachbildende Wirkung Martin Luthers und der gesamten reformatorischen Bewegung.

Lebenskunst
Sonntag, 5.11.2017, 7.05 Uhr, Ö1

Sibylle Lewitscharoff wurde 1954 in Stuttgart geboren und evangelisch getauft. Sie studierte Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin. Ihr erster Roman „36 Gerechte“ erschien 1994. Es folgten weitere Prosatexte wie „Pong“ (1998)oder „Apostoloff“ (2009). Lewitscharoffs Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, so etwa 1998 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Preis der Leipziger Buchmesse (2009) oder dem Georg-Büchner-Preis (2013). „Lebenskunst“ bringt eine ausführliche Zusammenfassung der kurzweiligen Rede. – Gestaltung: Martin Gross

Keine „Import-Religion“ - Zur Geschichte und Gegenwart des Christentums in Tunesien

Tunesien ist ein multikulturelles Land. Dass sich 98% der Bevölkerung offiziell zum Islam bekennen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es innerhalb der tunesischen Gesellschaft eine große Vielfalt gibt, wie die Religion gelebt und verstanden wird. Und natürlich gibt es auch Nichtgläubige, die sich nur kulturell dem islamischen Kulturkreis verbunden fühlen. Die Christen sind mit einer Anzahl von 30.000 Gläubigen zusammen mit den 1.500 Juden heute nur eine kleine Minderheit. Trotzdem kann zumindest das Christentum auf eine sehr lange Präsenz in diesem Maghreb-Staat zurückblicken. Es ist also keine „Import-Religion“ aus Europa. Für den Ö1-Schwerpunkt „Nebenan“ ist Johannes Kaup in Tunesien gewesen. Er beleuchtet Geschichte und Gegenwart der Christen in Tunesien.

Bibelessay zu Matthäus 10, 34 - 39 - Kompromisslose Worte

Was heuer am ersten Sonntag des November in den evangelisch-lutherischen Gottesdiensten als Predigttext vorgesehen ist, passt so gar nicht zum sanften, gewaltlosen Image des Jesus aus Nazareth. „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“, heißt es darin. Was dieser Text, - gewissermaßen eine Situationsbeschreibung der ersten Christen in Zeiten der Verfolgung -, heute im 21. Jahrhundert bedeuten kann, darüber hat der evangelische Theologe Pfarrer Christoph Weist nachgedacht.

Bibelessay zu Matthäus 10, 34 – 39

Moderation: Martin Gross

Lebenskunst 5.11.2017 zum Nachhören:

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