Jahreslauf - Riten im Advent

Zumindest alle heiligen Zeiten scheinen wir Zuspruch und Fürsprache zu benötigen/zu brauchen, wenn Brauch denn (nach einem Ausspruch des Altblasbichlbauern) einfach das ist, was wir brauchen.

Gedanken für den Tag 9.12.2017 zum Nachhören:

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Fürs immer-wieder-Überstehen des Jahreslaufs im Zeichen der Spirale (wie sie auch in der Federkielstickerei erscheint), nämlich mit dem Figuren- und AttributenWerk des Mandl/Weiblkalenders vom Anfang des 16. Jahrhunderts im Hintergrund (erstmals als fliegendes Blatt gedruckt, später sogar auf Elfenbeinplättchen geritzt wie jener in der Ambras’schen Wunderkammer aufbewahrte).

Bodo Hell
ist Schriftsteller

Bis zum Unschuldigen Kind

Heute papieren dreifarbig (rot-blau-gelb) als kleines Heft aus dem steirischen Druckhaus Leykam, überall erhältlich, allerdings: bei Strafe 10 Mark lötigen Goldes keinen in Steiermark einzuführen, was sich wohl auf mögliche Raubdrucke bezieht): ein Taschenkalender also mit ausgewählten Halbfiguren wie folgenden: mit dem rotbemantelten Antonius Abbas aus Ägypten samt crux commissa, also T-förmigem Kreuz mit 2 Glocken, damit man sein Herannahen hört und ausweichen kann, mit blauem Saulus/Paulus auf scheuendem Pferd vor gelber Sonne, mit überkreuzten brennenden BlasiusKerzen, mit spindelkletternden GertrudenMäusen, mit leerem KarfreitagKreuz, mit roter PankratiusMaiblume, mit kurioser FußabdruckHimmelfahrt und hängendem JesusUnterteil.

Mit AlexiusTreppe und MargaretenWurm, mit je einem roten Hund für Hundstag-Ein-und-Ausgang (seitenverkehrt: der eine Hund schaut hinein, der andere zurück), mit rotem Felix und blauer Regula (wie sie ihre abgeschlagenen Häupter vor sich hertragen), mit gelb lachendem HieronymusLöwen, mit holztragendem GallusBären, mit rotem Simon (Säge) und blauem Judas Thaddäus (Keule) als Doppelgespann, mit othmarschem unerschöpflichem Weinfass und zackigem KatharinenRad, mit goldenen NikolausBällen und gestrichelten StephanusSteinen, mit Luzia und Odilia (für kommenden Mittwoch, den 13.!), beide Augenpatroninnen, mal mit Buch und darauf rollendem Augenpaar dargestellt, hier mit einer gelben Habergeiß (Lutzelfrau) an ihrer Seite, mit Lazarus (bindenumwickelt bei Verlassen seines GrabHäuschens), mit dem Jesuskind nackt auf rotem Polster und nicht, wie Lukas berichtet, in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe, und nicht zu vergessen knapp vorm Jahresende ein aufrecht mit rotem Schwert und wie auferstanden auf den Betrachter zuschreitender weißer haarloser Knabe, das Unschuldige Kind.

Musik:

„Quartett in E“ von Anton Bruhin, Bodo Hell, Michel Mettler und Peter Weber
Label: Urs Engeler Editor