„Heilung“

Heute ist Nikolaustag – zur Erinnerung an den heiligen Bischof, der diesen Namen getragen hat, werden vor allem Kinder beschenkt. Ein Geschenk kann es auch sein, das eigene Leben gelassen so zu nehmen, wie es eben ist.

Morgengedanken 6.12.2017 zum Nachhören:

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Der Advent soll eine Zeit der stillen Freude sein – aber vielen ist das Sich-Freuen verloren gegangen, weil sie krank sind, Schmerzen haben und auch Angst davor, dass sich dieser Zustand verschlechtern würde. Damit halten sie am Gefühl des Leidens fest.

Rotraud Angelika Perner
ist evangelische Theologin und niederösterreichische Hochschulpfarrerin im Ehrenamt

Der Weg der Liebe

Unsere Gefühle machen wir uns aber selbst. Die meisten von uns kennen Sätze wie „Da muss man ja ... (zornig, traurig, geduldig etc.) sein“ von unseren Bezugspersonen der frühesten Kindheit und glauben daran, dass man wirklich „muss“. Wir müssen aber nicht – wir haben die freie Wahl, wir brauchen nur diese winzige Zeiteinheit, um zu überlegen: Passt das spontan auftauchende Gefühl? Oder gibt es ein besseres? Kann ich den hochkommenden Impuls „veredeln“?

In der Geschichte vom leidenden Gottesknecht in Jesaja 53, 5 wird erinnert: „... durch seine Wunden sind wir geheilt“. Wir brauchen das Bewusstsein, dass man Beschädigungen, Verletzungen, Schmerzen ertragen und trotz allem ein wertvoller liebender und liebenswürdiger Mensch sein kann. Heil – das bedeutet vollständig, ganz – ist man, wenn man sein augenblickliches Dasein annimmt, so wie es eben ist. Das ist dann eben das eigene Leben – andere haben ein anderes, aber jeder hat seine Lernaufgaben, mal früher mal später, und meist betreffen diese nicht nur den Umgang mit den eigenen sogenannten Widrigkeiten sondern vor allem den eigenen Umgang mit anderen Menschen, die Widriges zu bewältigen haben.

Es ist so leicht, anderen Vorhaltungen zu machen, was sie verabsäumt haben, besser hätten machen sollen oder gar zu erklären, dass Widriges Strafe für eigenen Widersinn wäre. Das ist nicht der Weg der Liebe – und der ist oft schwer. Aber wie es bei Jesaja auch heißt (53,11): „Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle – ich formuliere: die Ganzheit – haben.“