Auf den Spuren der Bibel

Früher Morgen in Amman. Noch ist es ruhig auf den Straßen von Jordaniens Hauptstadt. Wir, eine Gruppe aus Österreich, wir sind schon unterwegs auf den „Spuren der Bibel“.

Gedanken für den Tag 13.12.2017 zum Nachhören:

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Zuerst geht es mehr als 1000 Höhenmeter hinunter ins Fluss-Tal: ankommen am Jordan, einem Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs. Nach 2 Stunden Fahrt in den Norden, unser archäologisches Ziel: Gadara – im Länder-Dreieck von Syrien, Israel und Jordanien.

Lebenselement Wasser

Gadara, einst eine griechisch-römische Stadt, heißt heute Umm Queis. Von einem hohen Plateau aus bietet sich ein überwältigendes Panorama: gegen Norden, tief eingeschnittenen im Tal, 200 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen, der Fluss Yarmuk; Wasserspender für Jordaniens Landwirtschaft. Richtung Westen, ebenso tief eingegraben, der Jordan, arabisch Al-Urdún. Zum Greifen nahe liegen die von Israel besetzten Golanhöhen. Dahinter, manchmal von leichtem Dunst verhüllt, der See Gennesaret. Und in der Ferne das langgestreckte Bergmassiv des Hermon.

Josef Schultes
ist katholischer Bibelwissenschaftler

Dort entspringen die drei Quellflüsse des Jordan. Denn der Hermon, die höchste Erhebung Syriens, ist mehrere Monate im Jahr mit Schnee bedeckt. Er sammelt an seiner Westflanke große Mengen an Steigungsregen vom Mittelmeer. Wirklich eine lebensspendende Fülle, geschätzte 1200 Millionen m³, so viel Wasser bringt der Jordan Jahr für Jahr in den See Gennesaret ein. Er durchfließt ihn und windet sich dann in vielen Mäandern bis ins Tote Meer, etwa 210 Kilometer weit, doppelt so lang wie in Luftlinie.

Doch zurück zu Gadara, in der Antike ein Teil der Dekapolis, eines Zehn-Städte-Bundes; er reichte von Damaskus im Norden bis nach Amman im Süden, damals Philadelphia genannt. Gadara: Seine Größe und Bedeutung beeindrucken mich. Das Nordtheater für 6000 Besucher, das Westtheater mit 3000 Plätzen, aus schwarzem Basalt gehauen, wie auch die achteckige Basilika. Ein gut erhaltenes Nymphäum, gespeist vom Wasser eines Tunnel-Systems, mit 106 km das längste bisher bekannte des Altertums. Lebenselement Wasser: Viele Kinder, auch meine eigenen, sind mit Jordan-Wasser getauft worden. Meine Frau und ich haben es selbst geschöpft, aus der Quelle bei Banyas. Wasser vom Hermon. Heilig, wie jedes Wasser...

Musik:

„Jordanian Ud“ von Lars-Luis Linek, bearbeitet von Johannes Matthias Hoffmann
Label: Perfect Pitch PP 016