Bibelessay zu 1. Korintherbrief 1, 26 – 31

Auch wenn die Heilige Nacht - zumindest in der Westkirche - schon einige Tage zurück liegt, so kann man dieser Tage immer noch Frohe Weihnachten wünschen.

Feiern doch am 7. Jänner manche orthodoxe Christinnen und Christen Weihnachten. Und für katholische und evangelische war gestern Epiphanias oder Dreikönigstag. Epiphanias heißt ja Erscheinung – gemeint ist damit die Erscheinung Jesu oder das Menschwerden Gottes. Also das, was Menschen zu Weihnachten feiern.

Epiphanias ist übrigens eines der ältesten kirchlichen Feste. Im Zentrum stehen drei Geschichten, die sich alle am 6. Jänner zugetragen haben sollen: Die Ankunft der heiligen drei Könige in Jerusalem, die Taufe Jesu durch Johannes sowie Jesu erstes Wunder, die Umwandlung von Wasser in Wein bei einer Taufe in Kana. Außerdem ist Epiphanias von Anfang an mit dem Symbol des Lichtes verbunden. Das zeigt auch das Licht des Sterns, dem die drei Weisen oder Magier gefolgt sind hin zum Christuskind. Diese göttliche Führung durch den Morgenstern in der Welt nimmt Jesu Wirken und Verkündigung vorweg. Schon immer war mit Epiphanias die Erscheinung des Herrn gemeint. Ursprünglich aber war gar nicht Jesus Christus gemeint, denn das Fest ist viel älter als das Christentum.

Pfarrer Marco Uschmann
leitet das Presseamt der Evangelischen Kirche in Österreich

Die Letzten werden die Ersten sein

Schon die römischen Kaiser haben das Epiphaniasfest gekannt und sich selbst gefeiert. Julius Cäsar beispielsweise ließ sich anbeten wie einen Gott. Auch andere Menschen in der Antike, etwa in Ägypten, feierten „Epiphanias“. In der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner dachten sie dabei an die Geburt des Sonnengottes. Christen haben dieses heidnische Fest Epiphanias einfach übernommen – zuerst im 4. Jahrhundert, im ägyptischen Alexandria. Allerdings haben Sie das Fest anders gedeutet: Allein Jesus Christus ist Gottes Sohn. Sie - und damit auch meine Kirche - feiern sein „Erscheinen“, sein Kommen.

Später wurde „Epiphanias“ dann mit der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland verbunden: Sie bringen Geschenke und beten den neuen König an. In der katholischen Tradition ziehen darum zu Epiphanias und in den Tagen davor die Sternsinger von Haus zu Haus. An vielen Haustüren und Eingängen findet sich dann das C + M +B für Christus Mansionem benedicat – Christus schütze dieses Haus. So erinnert Epiphanias an Jesus in der Krippe, also an das Erscheinen Gottes in der Welt. Daher eben der Name Epiphaneia für Erscheinung.

Lebenskunst
Sonntag, 7.1.2018, 7.05 Uhr, Ö1

Der Apostel Paulus nun schreibt an seine Gemeinde in Korinth davon, dass die Weisheit der Welt zuschanden werde und dass Gott das erwählt, was in der Welt schwach ist. So, wie es zu Weihnachten verkündet wird: Gott kommt als Kind in die Welt. So schreibt Paulus dasselbe, was die Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland erzählt: Die Weisheit der Welt folgt dem Licht Gottes und beugt sich vor dem Kind in der Krippe. Auf den ersten Blick mindestens befremdlich: Erwachsene, kluge, ja gelehrte Männer verbeugen sich vor einem Kind. Dieses Befremdliche aber durchzieht ja die ganze Geschichte Jesu. Die Schwachen werden stark, die Sünder von Gott geliebt, die Letzten werden die Ersten sein. All dies verdanken die Menschen nicht sich selbst, sondern Gott. So schreibt es auch Paulus: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten.